Eine andere Welt für Frauen und Männer

In den letzten Jahrzehnten hat es große Veränderungen im Leben von Frauen gegeben. Am bemerkenswertesten ist dabei wohl die Verschiebung des Lebensmittelpunkts der Frau weg vom Zuhause und in die Arbeitswelt.

Die Zahl der erwerbstätigen Frauen hat sich in Ländern wie Irland, Indonesien und Thailand in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Das hat das Selbstverständnis und das Leben der Frauen grundlegend verändert.

Aber haben diese Veränderungen das Leben der Frauen verbessert? Nicht wirklich. Die Gesellschaft, in der wir leben, ist weiterhin ganz zentral von der Unterdrückung von Frauen gekennzeichnet. Viele Frauen leiden unter der „Doppelbelastung“. Denn sie gehen arbeiten, müssen sich aber gleichzeitig um Kinder und Haushalt kümmern.

Menschen, deren Pflege einmal von der Gesellschaft übernommen wurde – die Alten, Kranken und geistig Behinderte – müssen nun wieder zu Hause versorgt werden. Da Kindergartenplätze teuer sind, geben viele Eltern ihre Kinder wieder in die Obhut der Familie.

Eine Minderheit der Frauen hat in den letzten 30 Jahren echte Fortschritte erreicht. Sie haben sich Zugang zu Berufen und Qualifikationen erkämpft, die Frauen vorher verschlossen waren. Sie können es sich leisten, für viele Dienstleistungen zu zahlen, die sie früher daheim hätten erledigen müssen.

Aber die Mehrheit der Frauen wird weiterhin unterdrückt und ausgebeutet. Und die weibliche Emanzipationsbewegung ist an die Grenzen der kapitalistischen Gesellschaft gestoßen. Heute haben Frauen das Recht zu arbeiten, aber dies ist das Recht, zu denselben Bedingungen zu arbeiten wie Männer der Arbeiterklasse, also mit langen Arbeitszeiten und sinkenden Löhnen. Darüber hinaus stellen Frauen die Mehrheit der Beschäftigten im Niedriglohnsektor.

Der Umgang mit Sexualität ist sehr viel offener geworden, Aber auch dafür zahlen wir einen hohen Preis. Die menschliche Sexualität ist zu einer Ware gemacht worden, die man kaufen und verkaufen kann. Mit Pornografie werden jährlich Millionen umgesetzt.

Immer mehr junge Frauen wünschen sich eine Familie. Je mehr sich unsere Lebensbedingungen verschlechtern, desto mehr hoffen wir, Halt bei einem festen Partner und durch Kinder zu finden. Doch je mehr unser Leben von großen Problemen wie Arbeitslosigkeit, Armut und Angst geprägt ist, desto weniger kann die Familie diese Sicherheit bieten.

Außerdem schadet der Abbau des Sozialstaates direkt den Familien. Wenn Kindergartenplätze gestrichen, Arbeitszeiten verlängert und die Einkommen gesenkt werden, wird ein angenehmes Familienleben immer schwieriger.

Die Menschen gehen aus dem Haus, um zu arbeiten oder sich zu bilden, aber die Arbeit in der Familie muss privat erledigt werden. Die Pflege von Alten und Behinderten ist eine der am schlechtesten bezahlten Berufe der kapitalistischen Gesellschaft, weil so viel Pflege kostenlos daheim geleistet wird. Das zwingt Pfleger, niedrige Löhne hinzunehmen.

Nichtsdestotrotz hat sich das politische Bewusstsein und die öffentliche Präsenz der Frauen in den vergangenen Jahren enorm erhöht. Frauen spielen wichtige Rollen bei Streiks und politischen Kampagnen wie der Anti-Kriegsbewegung. Die Globalisierung vereint Frauen aus verschiedenen Ländern und unterschiedlicher Herkunft. Menschen begreifen, dass ihre Ziele und Interessen länderübergreifend dieselben sind.

Was bedeutet Befreiung für eine Frau in einem Callcenter in Mumbai, für eine Zeitarbeiterin in einem Büro in Ostdeutschland oder eine mexikanische Putzfrau in Los Angeles? Grundsätzlich genau das gleiche.

Und unsere Befreiung kann nur das Ergebnis eines gemeinsamen weltweiten Kampfes sein, in dem wir dieses ausbeuterische System verändern und eine sozialistische Gesellschaft herbeiführen, in der wir nach unseren Bedürfnissen produzieren, statt zur Gewinnung von Profiten, und in der Zusammenarbeit vorherrscht statt des Wettkampfs aller gegen alle.

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