Weihnachtstipps: Das Beste des Jahres

Weihnachten steht vor der Tür: Zeit zum Entspannen und Schenken. Die Linksruck-Redaktion stellt ihre Lieblingsfilme, -bücher und -musikalben der letzten 12 Monate vor.

Jan Maas

Mein deutschsprachiges Lieblingsalbum dieses Jahres ist von „Die Sterne“ aus Hamburg. „Das Weltall ist zu weit“ ist politische Musik, die Fragen stellt, nach Antworten sucht und Mut macht, das selbst zu tun.
Ihre Verbindung von Zorn und Optimismus spiegelt sich wunderbar in der Musik wieder, einer Mischung aus Rock, Soul und Funk.
Außerdem freue ich mich, dass in diesem Jahr „Fontamara“, ein Klassiker der antifaschistischen Weltliteratur, als Hörbuch erschienen ist. Ignazio Silone beschreibt, wie sich Bergbauern in Süditalien gegen Großgrundbesitzer, Unternehmer, Kirche und faschistische Schlägertrupps wehren. Silone stellt die „Cafoni“ als Menschen dar und verklärt sie nicht zu Helden.
Ignazio Silone ist das Pseudonym von Secondino Tranquilli, der 1921 die Kommunistische Partei Italiens (KPI) mit gründete. Er kämpfte selbst gegen den Faschismus. 1930 verließ er die KPI aus Protest gegen die Stalinisierung.

  • Die Sterne: „Das Weltall ist zu weit“, V2 Records, 2004
  • Ignazio Silone: „Fontamara”, Kunstmann, 2004, 19,90 Euro

  • Katja Viereck

    „Gestern bin ich auf einem Kamel geritten, das hat geschaukelt wie ein Schiff“, schreibt Kuschelhase Felix seiner Sophie. Leider ist Felix im Urlaub auf dem Flughafen verloren gegangen, aber der Hase schickt Sophie „Briefe von Felix“ aus Paris, London, Rom, Kairo, Kenia und New York. Er erzählt ihr von den Besonderheiten der Länder und weckt das Interesse an fremden Kulturen.
    Sophie liest aber nicht nur die Briefe, sondern sucht sich mehr Informationen über die Länder, zum Beispiel im Ägyptischen Museum. Der Leser kann jeden Brief aus dem Buch nehmen, was die aktive Beteiligung an Felix Weltreise fördert.

    Für Erwachsene empfehle ich die Dokumentation „Fahrenheit 9/11“ von Michael Moore auf DVD. US-Präsident Bush versetzt die Amerikaner in ständige Angst vor angeblichen Terroranschlägen, damit sie Aufrüstung, Krieg und weniger Freiheitsrechten zustimmen.
    Nach dem 11.09.2001 werden in den USA alle Flüge gestrichen, außer für die gesamte Familie Osama bin Ladens. Denn mit ihnen wollen US-Konzerne auch nach den Anschlägen gute Geschäfte machen. Der Film zeigt wie Bush die Menschen belügt, sie um ihr Geld und ihr Leben bringt, um seine Macht und die Profite der Konzerne zu sichern.

  • Annette Langen und Constanza Droop: „Briefe von Felix“ Jubiläumsausgabe, Coppenrath, 2004, 7,95 Euro
  • Fahrenheit 9/11, Regie: Michael Moore, Universum Film, 2004

  • Irmgard Wurdack

    Zweimal Geschichte von unten. Zwei Bücher, die Mut machen:
    „Der amerikanische Krieg“ von Jonathan Neale über den Vietnamkrieg. Der Autor nimmt den Leser mit zu den vietnamesischen Bauern, zu den amerikanischen Soldaten und Kriegsgegnern. Man versteht, warum die US-Armee ihren Krieg gegen die Vietnamesen verloren hat: Erstens leisteten die Menschen in Vietnam entschlossenen Widerstand. Zweitens setzte eine weltweite Antikriegsbewegung die US-Regierung unter Druck. Drittens verweigerten ab 1968 immer mehr US-Soldaten den Gehorsam und revoltierten gegen ihre Offiziere.
    „Palästina“ von Joe Sacco. Die Medien zeigen Palästinenser meist als Terroristen und Selbstmordattentäter, die den Israelis den Frieden rauben. Sacco verbrachte im Winter 1991/92 zwei Monate in Palästina. Seine eigenen, oft tragischen, manchmal witzigen Erlebnisse und die Berichte der Menschen hat Sacco in „Palästina“ zum ersten Comic über den palästinensischen Alltag verarbeitet. Seine lebendigen Bilder tragen dazu bei, dass sich die Geschichte der Palästinenser tief einprägt.

  • Jonathan Neale: „Der amerikanische Krieg“, Neuer Isp-Verlag, 2004, 16,80 Euro
  • Joe Sacco: „Palästina“, Zweitausendeins, 2004, 17,90 Euro

  • Daniel Illger

    „Im inneren Kreis“ ist ein spannendes Drama, das in Deutschland nicht in die Kinos kam. Dieses Jahr ist der Film auf DVD erschienen. Der New Yorker Presseagent Eli Wurman (Al Pacino) will eine Wohltätigkeitsveranstaltung für nigerianische Flüchtlinge organisieren. Bald gerät er in Lebensgefahr.
    Figurenzeichnung und Dialog des Filmes sind meisterlich. Für alle Fans von Pacino ist „Im inneren Kreis“ ein Muss: Als Eli Wurman zeigt er die vielleicht beste Darstellung seines Lebens.
    Die junge Schriftstellerin Terézia Mora erzählt in „Alle Tage“ eine traurige Geschichte in einer kunstvollen Sprache und mit viel Humor. Nach dem Abitur flieht Abel Nema vor dem Bürgerkrieg in Jugoslawien. Bald kommt er nach Deutschland.
    Obwohl er eine Aufenthaltsgenehmigung hat und studiert, findet er niemals wieder eine Heimat. Abel lernt zehn Sprachen und bleibt in ihnen allen stumm. Der Roman fasziniert mit seiner komplexen Konstruktion, die Zeiten und Orte ineinander fließen lässt.

  • „Im inneren Kreis“, Regie: Daniel Algrant, Universal Films, 2004
  • Terézia Mora: „Alle Tage“, Luchterhand Literaturverlag, 2004, 22,50 Euro

  • Stefan Bornost

    Das Buch des Jahres ist für mich Sven Regeners „Neue Vahr Süd“. Ich musste schon beim ersten Satz lachen. Der Roman ist ein westdeutsches Gesellschaftsporträt der frühen 80er und immer lustig, ohne die Menschen lächerlich zu machen.
    „Neue Vahr Süd“ erzählt die Erlebnisse des liebenswerten Kauzes Frank Lehmann neun Jahre vor Regeners tollem Erstlingswerk „Herr Lehmann“. Frank wohnt bei seinen Eltern im Bremer Neubauviertel Neue Vahr Süd und muss Wehrdienst leisten. Nach einem Streit mit seinen Eltern zieht er mit seinem Freund Martin in eine linke WG. Bald plant dieser mit wechselnden Mitbewohnern die Revolution.
    Schluss mit lustig ist beim Hamburger Rapper Samy Deluxe. Auf seinem Album „Verdammtnochma“ sind neben den üblichen Macho-Sprüchen auch gute Stücke wie „Generation“, in denen Samy über Sozialabbau und Rassismus rappt. Reime und Beats haben hohes Niveau. Deswegen ist „Verdammtnochma“ meine Empfehlung für deutschen Hip-Hop 2004.

  • Frank Lehmann: „Neue Vahr Süd“, Eichborn, 2004, 24,90 Euro
  • Samy Deluxe: „Verdammtnochma“, EMI, 2004

  • Sarah Nagel

    Einer meiner Lieblingsfilme dieses Jahr war „Die Träumer“ von Bernardo Bertolucci. Paris 1968: Austauschstudent Matthew trifft auf einer Demonstration gegen die Entlassung des Leiters der Cinematheque Francaise die Zwillinge Isabelle und Theo. Matthew zieht einige Wochen bei ihnen ein, als die Eltern verreisen.
    Ohne darauf zu achten, was auf den Straßen geschieht, brechen die drei ihre Moral und stellen eigene Regeln auf. Erst als eine Demo an ihrem Haus vorbeizieht und ein Pflasterstein durchs Fenster fliegt, kehren sie in die Realität zurück und setzen zum ersten Mal seit Tagen einen Fuß vor die Tür, um sich der Demonstration anzuschließen.

    Das „Antikapitalistische Manifest“ von Alex Callinicos ist ebenfalls einer meiner Favoriten des Jahres. Der Autor schreibt über verschiedene Bereiche der weltweiten antikapitalistischen Bewegung, die sich seit der Demo in Seattle 1999 entwickelt hat.
    Das Buch ist spannend und leicht verständlich, und wegen seiner kurzen und gut strukturierten Kapitel dazu geeignet, immer wieder nachzuschlagen, wenn man ein bestimmtes Thema braucht.

  • Alex Callinicos: „Ein Anti-Kapitalistisches Manifest“, Vsa, 2004, 14.80 Euro
  • „Die Träumer“, Regie: Bernardo Bertolucci, Concorde Video, 2004
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