Berlin blockiert die NPD

Der 8. Mai war ein Sieg der Demokraten, weil tausende Aktivisten die Nazis nicht marschieren ließen.

Tausende jubeln und klatschen vor der Liebknechtbrücke zwischen Berliner Dom und dem früheren Palast der Republik: Demonstranten mit Megafonen und die Lautsprecher der Polizei erklären um 17 Uhr, dass die Nazis am 8. Mai nicht marschieren können.

Ungefähr 3000 Anhänger der NPD sind gekommen, um am 60. Jahrestag des Sturzes der Nazi-Diktatur durch Berlin zu marschieren. Stundenlang stehen sie in Regen- und Hagelschauern auf dem Alexanderplatz, bis die Polizei ihnen befiehlt, den Aufmarsch abzusagen.

Die Nazis können nicht demonstrieren, weil tausende Menschen Straßen und Brücken rund um den Alexanderplatz blockieren. Auch die geplante Route der Nazis Unter den Linden ist voller Menschen.

Alte und Junge, Frauen und Männer, Eltern mit Kinderwagen sind den verschiedenen Aufrufen gefolgt, sich den Nazis in den Weg zu stellen. Die Nazi-Gegner ziehen vom Fest „Tag für Demokratie“ am Brandenburger Tor bis zum früheren Palast der Republik, wo die Polizei sie aufhält.

Begonnen hat der Tag mit einer antifaschistischen Kundgebung in der Nähe des Bahnhofs Friedrichstraße um 10 Uhr. Auch von dort sind mehrere 1000 Menschen den Nazis entgegen gegangen. Auf dem Weg schlossen sich tausende der Demonstration an.

Am Ende dieser Demonstration gegen Mittag beteiligen sich die meisten Teilnehmer auch an der Blockade der Nazis rings um den Alexanderplatz. Die Polizei schützt die Nazis. Sie können sich jedoch nicht bewegen.

Gleichzeitig mobilisieren auch beim „Tag für Demokratie“ Aktivisten dafür, sich den Nazis in den Weg zu stellen. Grüne Politiker rufen zum „Spaziergang“ auf. Vertreter der Partei Arbeit und soziale Gerechtigkeit – die Wahlalternative (WASG) und der IG-Metall-Jugend sammeln mehrere hundert Menschen, um Richtung Alexanderplatz zu ziehen.

Ihre Demonstration südlich von Unter den Linden ist laut, bunt und kämpferisch. Über den Köpfen wehen Fahnen der Gewerkschaften IG Metall, IG-BAU-Jugend und der Einwandererorganisation DIDF. Die Menschen rufen: „Sie kommen nicht durch“ und „Wir sind die Mehrheit – uns gehört die Stadt“.

Auch hier schließen sich unterwegs viele an. Manche tragen eine weiße Rose, wie Jürgen Schlabe: „Ich finde es wichtig, ein Zeichen für den Widerstand zu setzen. Ich will auf keinen Fall, dass diejenigen, die sich damals nicht gewehrt haben, jetzt die Erinnerung bestimmen. Darum ist es wichtig, dass der Widerstand betont wird.“

Mascha Gaberzettel aus Russland ist mit ihrem Sohn auf der Demonstration. „Meine ganze Familiengeschichte ist mit dem Zweiten Weltkrieg verbunden. Mein Opa und mein Vater waren dabei.

Ich komme aus St. Petersburg, das von den Deutschen jahrelang belagert wurde. Als ich klein war, war ein Friedhof mein Spielplatz. Ich will nicht, dass sich das wiederholt.“

Vielen Demonstranten geht es um mehr als Erinnerung. Marwa Al-Radwany leitet das Theater für Frieden und Gerechtigkeit: „Das ist ein Jugendtheaterprojekt, das seit Oktober mit Jugendlichen verschiedener Kulturen an einem Theaterstück über aktuelle Themen arbeitet.

Es geht um die angespannte Atmosphäre im Klassenzimmer seit dem 11. September, um die Stimmung gegen Muslime und um neuen Antisemitismus. Wir machen auch Bildungsarbeit. Zum Beispiel hatten wir ein Zeitzeugengespräch organisiert, mit einem Überlebenden des Holocaust und einem Palästinenser, der im Bürgerkrieg im Libanon gekämpft hat.“

Beim Gendarmenmarkt beenden WASG und IG-Metall-Jugend ihre Demonstration. Die Polizei versucht, die Teilnehmer daran zu hindern, in Richtung der Nazis weiter zu gehen. Doch Unter den Linden sind schon so viele Menschen, dass sie die Sperren bald aufhebt.

Vor der Humboldt-Universität hat eine Gruppe des globalisierungskritischen Netzwerks Attac die Straße blockiert. Zu ihnen stoßen die tausenden, die dem Aufruf der Grünen zum „Spaziergang“ gefolgt sind.

Überall halten Menschen ausgeschnittene Stadtpläne aus Berliner Zeitungen in den Händen, auf denen die geplante Route der Nazis eingezeichnet ist. An der Liebknechtbrücke treffen sie mit den Gruppen der Grünen, der Jusos, der WASG und anderen zusammen und bilden die größte Blockade rund um den Alexanderplatz. Gemeinsam haben sie die NPD gestoppt.

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