Großbritannien: Entlassung? No Way!

Über 1000 Angestellte von British Airways streikten am Londoner Flughafen Heathrow für die Arbeitsplätze ihrer asiatischen Kolleginnen von Gate Gourmet.


Nur Profite sind sicher
„Es ist eine große Enttäuschung, dass wir in etwas verwickelt wurden, dass keine Auseinandersetzung mit British Airways ist“, meinte Rod Eddington, Vorstandsvorsitzender des Konzerns. Er forderte die Gewerkschaft auf, „die Passagiere an erste Stelle zu setzen und zur Arbeit zurückzukehren“.
Doch British Airways gefährdet die Sicherheit der Fluggäste um mehr Profit zu machen. Durch den Verkauf von Gate Gourmet konnten dort Leiharbeiter eingestellt werden, die keine Ausbildung für Notfälle erhalten.
Auch vielen Regierungen ist Gewinn wichtiger als das Leben von Passagieren. 2003 sind 71 Menschen bei einem Flugzeugzusammenstoß über dem Bodensee gestorben, weil ein Fluglotse fünf Maschinen gleichzeitig überwachen musste.
Davor wurde die zuständige schweizerische Flugsicherung privatisiert. Hunderte Stellen für Fluglotsen in Europa wurden in den letzen Jahren gestrichen.
Während in den 90er Jahren Flugzeuge in Europa durchschnittlich 200 Mal pro Jahr fast zusammenstießen, gab es 2003 etwa 300 solcher Fälle. Wenn Konzerne und Regierungen die Sicherheit der Fluggäste gewährleisten wollten, müssten sie Leute einstellen, statt entlassen.

„Wir haben alles getan, um der Firma zu helfen“, erzählt eine Angestellte von Gate Gourmet, ein Verpflegungsunternehmen am Londoner Flughafen Heathrow. „Die letzen Monate haben wir 25 Prozent mehr gearbeitet, ohne mehr Lohn zu bekommen.“

1997 hat British Airways die Firma an die Texas Pacific Group verkauft, um mehr Profit zu machen. Obwohl die Arbeiterinnen seitdem weniger verdienen, wollte das Management die Löhne jetzt nochmals kürzen.

93 Prozent der Kolleginnen lehnten das ab. Daraufhin stellten die Bosse am 10. August 130 Leiharbeiter an, die für Billiglöhne arbeiten müssen. Die Transportarbeitergewerkschaft (TGWU), in der viele Angestellte von Gate Gourmet Mitglied sind, berief daraufhin eine Betriebsversammlung in der Kantine ein.

Das Management ließ die 400 Arbeiterinnen dort acht Stunden einsperren, damit sie sich nicht trauen, Widerstand gegen die Lohnsenkung zu organisieren. „Sie hatten Sicherheitspersonal engagiert, um uns einzusperren“, erzählt eine Angestellte. „Wir durften nicht mal zur Toilette gehen. Es waren auch Leute dabei, die Diabetes hatten und eine Kollegin ist schwanger. Wir hatten keinen Zugang zu Wasser oder Lebensmitteln.“

Die Manager sagten den Kolleginnen, sie hätten drei Minuten, um wieder zur Arbeit zu gehen. Die Angestellten weigerten sich.

„Wir sind keine Sklaven, wir sind Arbeiter“, meint eine Arbeiterin. „Wir kämpfen dafür, auch so behandelt zu werden wie Arbeiter.“ „Sie sagten uns, dass wir alle gefeuert sind“, erzählte eine andere.

Gate Gourmet wollte danach 800 Kolleginnen entlassen. „Sie hatten schon die Entlassungsbriefe vorbereitet“, erklärt eine Angestellte. „Und zwar in vier Sprachen“.
Manche erfuhren auf dem Parkplatz per Lautsprecher, dass sie gefeuert waren. Wer krank oder im Urlaub war, bekam einen Brief.

„Ich wurde gefeuert, als ich gerade krank war“, erzählt Kamla Saroyia, die acht Jahre für Gate Gourmet gearbeitet hat. „Meine Schwiegertochter ist im Mutterschaftsurlaub, sie wurde auch entlassen.“

Die Arbeiterinnen kämpften dagegen und verließen den Flughafen nicht. Am nächsten Tag bekamen sie Unterstützung von den Gepäckträgern, Busfahrern und Frachtarbeitern.

„Das hier ist ein Kampf für die Zukunft von Gewerkschaften in Heathrow und auf anderen Flughäfen“, meint Gewerkschafter Ken Kaith. „Wenn sie TGWU hier brechen, werden es auch andere Firmen tun. Darum halten wir alle zusammen. Die Solidarität der anderen Arbeiter ist sehr wichtig. Dies ist ein großer Kampf.“

Am 12. August konnte British Airways in Heathrow kein Flugzeug starten oder landen, weil über 1000 Kollegen des Bodenpersonals aus Solidarität streikten. Es war der größte Solidaritätsstreik in Großbritannien seit 20 Jahren.

Die Angestellten in Heathrow wollen weiter streiken, wenn sie von den Bossen angegriffen werden. „Gate Gourmet setzt brutale, gewerkschaftsfeindliche Methoden ein, die für uns inakzeptabel sind“, erklärt Tony Woodley, Generalsekretär der TGWU.

Die Arbeiterinnen von Gate Gourmet sollen jetzt für den Streik bezahlen. In einem Brief schrieb die Geschäftsleitung, dass ihre durch den Streik entstandenen Kosten von den noch nicht gezahlten Gehältern abgezogen werden.

Auch dagegen wollen sich die Arbeiterinnen wehren. In ihrem Kampf haben sie alle Kollegen des Flughafens auf ihrer Seite.

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