Was 68 möglich war

Ein Sprecher der französischen Regierung sagte, die Straßenschlachten in den Vorstädten seien die „größte Erschütterung in Frankreich seit dem Mai 1968“. Schon damals haben Pariser Barrikaden angezündet, um Polizisten abzuwehren. Der „Rote Mai“ wurde zu einer linken Bewegung im ganzen Land – diese Chance gibt es jetzt wieder.

Studierende, die in Paris gegen den US-Krieg in Vietnam demonstrierten, wurden mehrfach von Spezialeinheiten der Polizei angegriffen. In der Nacht zum 10. Mai verteidigten sich tausende Studierende zusammen mit anderen jungen Leuten bis zum Morgengrauen gegen die Polizei. Bald schlossen sich viele Arbeiter dem Aufstand an, die bei Streiks selbst brutale Polizeieinsätze erleben mussten.

Die Gewerkschaften solidarisierten sich mit den Studierenden und begannen einen Generalstreik gegen die Regierung. Am 13. Mai demonstrierten 1 Million Menschen in Paris. Ihre Parole war „Solidarität zwischen Arbeitern, Lehrern und Studenten“. Danach streikten zehntausende Arbeiter weiter und besetzten ihre Fabriken – gegen den Willen der Gewerkschaftsführung.

Die Bewegung war so stark, dass Präsident de Gaulle aus Angst nach Deutschland floh. Erst nach Wochen gelang es ihm, die Kontrolle über das Land wiederzuerlangen. Die Bewegung hatte, obwohl sie die Regierung nicht stürzen konnte, die französische Gesellschaft nach links verschoben.

Heute gibt es die Chance auf ein neues 68 in Frankreich. Vor wenigen Wochen hatten hunderttausende Arbeiter gegen die unsoziale Politik der Regierung gestreikt. Davor hat eine linke Bewegung erfolgreich für das „Nein“ zur EU-Verfassung gekämpft.

Dieselbe Regierung, die den französischen Sozialstaat abbaut, will jetzt mit „aller Härte“ gegen dunkelhäutige Jugendliche vorgehen. Wenn die Jugendlichen aus den Gettos zusammen mit den Arbeitern kämpfen, könnte sie die Regierung schlagen.

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