Für jeden, der was ändern will

Yaak Pabst, einer der Organisatoren der Rosa-Luxemburg-Tage, über den antikapitalistischen Kongress der neuen Linken


Info und Anmeldung

Warum gibt es die Rosa-Luxemburg-Tage?
Weil wir die Welt verändern müssen! Die Konzerne und Millionäre werden immer reicher. Die Armen werden immer ärmer. Milliarden Menschen müssen im Elend leben oder Angst davor haben, sozial abzustürzen. Auch in Deutschland gibt es im 21. Jahrhundert wieder Menschen, die hungern müssen, weil sie arm sind.
Trotzdem geben die Regierungen immer mehr Geld für Waffen aus. Es gibt mehr Kriege mit mehr Opfern.
Gleichzeitig weigern sich Politiker und Wirtschaft, die Umweltzerstörung zu bekämpfen. Hurrikane in Amerika und Überschwemmungen in Deutschland deuten an, was in den nächsten Jahrzehnten auf uns alle zukommt.

Heißt das, die Welt ist verloren?
Nein. Denn viele Menschen wollen, dass es nicht so weitergeht wie bisher. Weltweit stehen Millionen gegen die Auswirkungen des Kapitalismus auf. So wie in Frankreich die Proteste von Arbeitern, Studierenden und Schülern gemeinsam – für den Erhalt des Kündigungsschutzes.
Viele suchen nach Antworten auf die Frage, warum diese Welt so ist und wie wir sie verändern können. Die Rosa-Luxemburg-Tage versuchen zu erklären, warum der Kapitalismus so unmenschlich ist.
Dort werden auch verschiedene Wege diskutiert, dieses System zu verändern. Es ist ein Kongress von Aktivisten für Aktivisten und alle die es vielleicht werden wollen. Wir wollen dazu beitragen, eine große Bewegung gegen den Kapitalismus aufzubauen – für eine andere Welt, in der Menschen mehr zählen als Profite.

Warum haben die Rosa-Luxemburg-Tage den Untertitel: „Marx is Muss – für die neue Linke“?
Wir veranstalten die Rosa-Luxemburg-Tage unter anderem, um zum Aufbau der neuen linken Partei aus WASG und Linkspartei beizutragen. Denn die neue Linke hat vielen Menschen neue Hoffnung gegeben. Millionen haben die neue Linke gewählt, tausende wurden Mitglied.
Derzeit gibt es unter den Mitgliedern, Sympathisanten und Wählern viele interessante Diskussionen darüber, welche Politik die neue Linke vertreten soll und wie sie ihre Ziele durchsetzen kann. Einer unserer Beiträge dazu heißt „Marx is Muss“, weil Karl Marx vor über 150 Jahren Voraussagen über den Kapitalismus gemacht hat, die von 2006 sein könnten. Oskar Lafontaine, Vorsitzender der Linksfraktion, drückte es im März so aus: „Die Analysen von Karl Marx finden heute ihre Bestätigung. Die Machtkonzentration in den Händen einiger weltweit operierender Unternehmen ist sogar noch größer, als er es vorhergesehen hat.“
Wir wollen zeigen, dass neben Marx’ Analyse des Kapitalismus auch seine Strategie, ihn zu stürzen, für die neue Linke nützlich ist.

Aber die Geschichte hat gezeigt, dass Sozialismus zum Scheitern verurteilt ist
Wir sind der Meinung, dass Marx’ Vorstellung von einer sozialistischen Gesellschaft nichts mit den Diktaturen des früheren Ostblocks zu tun hat. Zum Beispiel über diese Fragen werden wir in der Veranstaltungsreihe „Alternativen zum Kapitalismus“ sprechen.
Karl Marx war überzeugt: „Die Befreiung der Arbeiterklasse kann nur das Werk der Arbeiter selbst sein“. Dieser „Tradition des Sozialismus von unten“ haben wir ebenfalls eine Veranstaltungsreihe gewidmet. Sie wurde von Marxisten wie Rosa Luxemburg, Wladimir Lenin, Leo Trotzki und Antonio Gramsci angewandt und weiterentwickelt. Dabei stellt sich natürlich die Frage: „Gibt es noch eine Arbeiterklasse?“: auf den Rosa-Luxemburg-Tagen in der Veranstaltungsreihe „Grundlagen des Marxismus“ wollen wir darüber diskutieren.

Die Rosa-Luxemburg-Tage konzentrieren sich auf marxistische Theorie?
Richtig – und darauf wie sie uns in den heutigen politischen Bewegungen und Diskussionen hilft. Zum Beispiel gibt es die Reihe „Was für eine neue Linke wollen wir?“. Wir sprechen über die Frage: „Linkspartei an der Landesregierung: Besser als in der Opposition?“. Wir denken, dass die Linke mehr erreichen kann, wenn sie in der Opposition Bewegungen auf die Beine stellt.
Diese Meinung vertrat Rosa Luxemburg schon vor über 100 Jahren. In der Veranstaltung „Warum Rosa Luxemburg nicht in die Regierung wollte“ gehen wir ihren Ideen auf den Grund.
Weiterhin gibt es die Veranstaltungsreihe: „Südamerika – ein Kontinent kämpft gegen Neoliberalismus“. In Südamerika haben die Konzerne in den letzten Jahrzehnten buchstäblich mit brutaler Gewalt ihre Profitinteressen gegen die Menschen durchgesetzt.
Doch auf jede Aktion folgt eine Reaktion. Millionen Menschen haben gegen die neoliberalen Regierungen demonstriert, gestreikt und mit Waffen gekämpft: in Venezuela und Bolivien, aber auch in Ecuador oder Argentinien.

Was hat das mit uns zu tun?
Die Konzerne, die den Südamerikanern das Leben zur Hölle machen, versuchen dasselbe in Deutschland. In Südamerika werden sie von neoliberalen Regierungen unterstützt, in Deutschland auch.
Die Angriffe der Unternehmer gehen seit Beginn der großen Koalition in eine neue Runde. Sie machen Tarifverträge faktisch bedeutungslos und vernichten Arbeitsplätze trotz hoher Profite von Deutsche Telekom, Deutsche Bank oder Electrolux, dem Besitzer von AEG. Sie zwingen uns zu längeren Arbeitszeiten bei gleich bleibenden Löhnen und unbezahlten Überstunden, obwohl Millionen Menschen Arbeit suchen.
Die neue Regierung führt Schröders „Agenda 2010“ fort und setzt noch weiteren Sozialabbau um: Keine europäische Regierung plant eine derart umfassende Zerschlagung des Sozialstaates wie die deutsche.
In der Reihe „Große Koalition gegen den Sozialstaat“ sprechen wir über die Ursachen dieser Politik und fragen: „Verhindert die SPD das Schlimmste?“
Wir denken, dass die neoliberale Politik die Folge der Wirtschaftskrisen des Kapitalismus ist. Wir wollen darüber sprechen, warum der Kapitalismus immer wieder zu Krisen führt und ob es eine Möglichkeit gibt, diese Krisen zu zähmen.
Solchen Diskussionen gehen wir in der Reihe „Kapitalismus in der Krise – Sozialstaat am Ende?“ nach. Wir wollen auch Alternativen entwickeln. Deswegen diskutieren wir, wie die Massenarbeitslosigkeit bekämpft werden kann und woran unser Gesundheitssystem krankt.

Kann man die Wirtschaftskrisen auch für Kriege verantwortlich machen?
Ja. Kriege werden um Öl und Gas geführt, oder deren Transportwege in die Industriestaaten. Allen voran die USA, aber auch die EU oder China stellen riesige Armeen auf, um in Zeiten der verschärften wirtschaftlichen Konkurrenz ihre wirtschaftliche Macht notfalls mit Krieg durchzusetzen.
Dass wirtschaftliche Konkurrenz in militärische Konkurrenz umschlägt, ist der Kern der marxistischen Imperialismus-Theorie. Ob das für die heutigen Kriege zutrifft, werden wir in der Veranstaltungsreihe „Imperialismus und Krieg“ diskutieren.
Besonders interessant ist die Podiumsdiskussion „Können wir Bushs globalen Feldzug stoppen?“ Wir haben die Aufgabe, eine Antikriegsbewegung auf die Beine zu stellen, die den Krieg – möglicherweise mit deutscher Beteiligung – stoppt, bevor er beginnt.

Warum sprecht ihr auch über Rassismus und den Islam
Politiker und Medien tun immer wieder so, als sei ein Muslim ein potenzieller Terrorist. In Wirklichkeit sind aber nicht die Anschläge von Muslimen, sondern rassistische Anschläge auf Muslime stark angestiegen.
Auch über die Gewalt an der Rütli-Schüle wird oft so gesprochen und geschrieben, dass Vorurteile gegen Muslime geschürt werden. Wir denken, dass die Linke sich dieser Hetze in den Weg stellen muss.
Wir sollten klarmachen, dass Rassismus die Menschen spaltet und Widerstand verhindert. Politiker schüren Vorurteile gegen Ausländer, um von ihrer eigenen Schuld an Armut, Arbeitslosigkeit und fehlenden Perspektiven für Ausländer abzulenken.

Wie kann der Kongress unterstützt werden?
Die Rosa-Luxemburg-Tage sind kein kommerzieller Kongress. Die Unkostenbeiträge der Teilnehmer reichen nicht mal aus, um Miete, Flugblätter, Plakate und Unterkunft der Teilnehmer zu bezahlen.
Deshalb sind die Rosa-Luxemburg-Tage sind noch nicht bekannt genug, weil wir nicht genug Geld für Werbung haben. Das ist sehr schade, denn die Veranstaltungen sind für tausende Menschen interessant.
Deshalb wäre es großartig, wenn viele Leute mithelfen, die Rosa-Luxemburg-Tage bekannt zu machen, indem sie Flugblätter verteilen, Plakate aufhängen oder E-Mails verschicken, die darauf aufmerksam machen. Auch das ist ein erster Schritt zu einer besseren Welt.
Komm vorbei, stell Fragen, such mit uns nach Antworten und triff dich mit anderen Aktivistinnen und Aktivisten. Wir freuen uns auf dich und auf jede und jeden, den du mitbringst.

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