Wütend auf Schröder

Gewerkschafter und SPD-Mitglieder erzählten Linksruck, warum sie sauer auf die Regierung sind. Von den Gewerkschaften erwarten sie Gegenwehr.Was der Schröder plant ist Sozialabbau – schlimmer als bei Kohl. Ich finde nicht, dass ver.di genug dagegen macht. Wir in Berlin wurden ja schon bei der Tarifrunde hängengelassen, als die Stadt aus dem Flächentarifvertrag raus ist.
Ich finde es falsch, wenn gesagt wird, wir sollen nichts tun. Wenn Schröders Politik so ist wie bei der CDU, dann müssen die Gewerkschaften auch so gegenhalten wie bei der CDU. Hiltrud Steidt, Verwaltungsangestellte, ver.di Berlin

Ich will den Sozialdemokraten zeigen, dass die Richtung nicht mehr stimmt. Die Truppe um Schröder, das sind doch Marionetten der Bosse. Ich erwarte eine Politik, die die Umverteilung von unten nach oben stoppt.
Rente mit 67 ist ein Trick, um die Ansprüche zu kürzen. Alle, die mit 65 in Rente gehen, müssen dann Abschläge hinnehmen. Es geht darum, weniger Rente zu zahlen.
Brigitte, arbeitslos, Berlin

Seit fünf Jahren schafft die Regierung es nicht, die Arbeitslosigkeit zu senken. Erst gab es das Job-Aqtiv-Gesetz. Dann sollte das Hartz-Konzept mehr Effektivität in der Vermittlung bringen – was es gebracht hat ist Sozialabbau. Wir müssen die Arbeit fair verteilen. Das geht nur, wenn wir die Arbeitszeit radikal senken.
Rente mit 67 bringt gar nichts. Die Bosse sollen erstmal die in Arbeit nehmen, die sie mit Ende 50 rausgeschickt haben.
Siegfried Schicke, arbeitslos, IG Metall Berlin

Die SPD hat sich völlig von ihren Zielen entfernt. Es kann doch nicht angehen, dass Besitzer von Millionenvermögen nicht einen Cent Steuern zahlen. Deswegen unterstütze ich das Mitgliederbegehren. Sonst haben wir bald nur noch Befehl und Gehorsam in der Partei.
Ich erwarte, dass die Gewerkschaft zu ihren Zielen zurückkehrt. Das Co-Management führt doch zu nichts. Die Arbeitgeber haben den Pfad der Zusammenarbeit schon lange verlassen. Die fragen sich nur: Wie machen wir jetzt die Gewerkschaften platt?
Axel Schröder, ver.di und SPD Berlin

Die Gewerkschaft muss mehr machen. Die IG Metall macht schon eine Unterschriftenkampagne, aber es muss noch mehr geben. Auch deshalb bin ich hier, um zu zeigen, dass ich hinter der Gewerkschaft stehe und etwas machen will.
Ali, Vertrauensmann bei Osram, IG Metall Berlin

Mich stört als SPD-Mitglied, dass so getan wird als ob diejenigen, die ganz unten stehen, an der Misere Schuld sind. Rente mit 67? Angesichts der Arbeitslosigkeit macht das keinen Sinn. Wir haben so viele Überstunden. Die Arbeit ist schlecht verteilt, wie so viel in unserer Gesellschaft. Warum wird immer nur die eine Seite belastet?
Boris, Jusos Berlin

Der Schröder macht nur noch Politik für die Bonzen. Krupp, Siemens und wie sie alle heißen – die regieren doch mittlerweile hier. Es gibt eine Alternative: Die sozialen Programme, für die sich Oskar Lafontaine in der Öffentlichkeit stark macht. Ich hoffe, dass der bald wieder was zu sagen hat und seine Versprechen hält.
Helmut, Berlin

Viele Kollegen können überhaupt nicht verstehen, warum der Schröder jetzt so hinlangt. Im Wahlkampf hat sich das noch ganz anders angehört. Da haben ihn auch viele gewählt, wegen dem Stoiber. Das ist schon so was wie Verrat an den Arbeitnehmern, an den Wählern.
Karl Tetzkow, Bauarbeiter, IG BAU Berlin

Schröder behauptet, für den Sozialstaat sei kein Geld da. Das ist ein Riesenbetrug! Bei uns ist die Produktion in den letzten Jahren gestiegen. Wir schaffen mehr Werte mit unserer Arbeit, nicht weniger. Deshalb ist heute ist mehr Sozialstaat finanzierbar, nicht weniger.
Ich bin hier auch auf der Straße gegen Bushs Kriegspolitik. Erst hat er den Irak bombardiert, und schon bedroht er die nächsten Länder, zum Beispiel den Iran und Syrien.
Gerri, Vertrauensmann bei Siemens, IG Metall Berlin

Wir wollen auf den Befreiungskampf der Palästinenser hinweisen. Ich bin außerdem sehr enttäuscht von Rot-Grün. Die Regierung hat die Hoffungen der Bevölkerung auf soziale Gerechtigkeit enttäuscht. Sie macht Politik für die Arbeitgeber statt für uns. Deswegen bin ich auch gegen die Agenda 2010. Hier in Chemnitz ist die Arbeitslosigkeit sehr hoch – und Ausländer sind besonders betroffen, weil sie noch schlechtere Chancen haben, Arbeit zu finden.
Mahmoud Abdennabi, Vereinigung der Freunde Palästinas in Sachsen e.V., Chemnitz

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