Liberia: Westen schürt den Bürgerkrieg

Mit Liberia versinkt ein weiteres westafrikanisches Land im Bürgerkrieg. Dabei sind Präsident und Rebellengruppen Schachfiguren in den Händen westlicher Konzerne und Regierungen.

Hintergrund: Kolonie eines US-Konzerns

Liberia wurde 1847 von reichen Amerikanern gegründet, die ihre schwarzen Sklaven wieder loswerden wollte. Das Land war formal unabhängig, in Wahrheit aber eine US-Kolonie. 1926 kaufte der amerikanische Reifenhersteller Firestone das Land und gründete die größte Gummiplantage der Welt. Die einheimischen Bauern wurden von ihrem Land vertrieben und gezwungen, auf der Plantage zu arbeiten.
Im Kalten Krieg war Liberia Ausgangspunkt für verdeckte US-Einsätze gegen nationale Befreiungsbewegungen. 1980 kam der Armeegeneral Samuel Doe durch einen Putsch an die Macht. Doe bekam Millionen von der Reagan-Regierung um zu helfen, Libyen zu destabilisieren.

Beim Bürgerkrieg in Liberia sind im vergangenen Jahrzehnt über 200.000 Menschen umgebracht worden.
Die Bush-Regierung macht den liberianischen Präsidenten Charles Taylor für den Bürgerkrieg verantwortlich und fordert dessen Rücktritt. 2.000 US-Marines sind für einen eventuellen Einsatz vor Liberias Küste beordert worden.
Taylor ist ein blutiger Diktator – jedoch nicht allein verantwortlich für die Krise in Liberia. Westliche Regierungen und Konzerne benutzen Herrscher und Rebellengruppen in der Region, um den natürlichen Reichtum auszubeuten.
Taylor hatte sich Mitte der 90er in einem Bürgerkrieg gegen rivalisierende Gruppen durchgesetzt. 1997 wurde er zum Präsidenten gewählt – seine Gegner bei der Wahl hatte Taylor ermorden oder einschüchtern lassen.
Von 1997 an unterstützte Taylor die Rebellengruppe RUF im benachbarten Sierra Leone. In Sierra Leone lagern wichtige Rohstoffe: Bauxit und vor allem Diamanten. Die RUF brachte die Diamantenfelder unter ihre Kontrolle – und finanzierte sich fortan durch den Verkauf von Diamanten an den südafrikanischen Konzern De Beers. Geschmuggelt wurden diese Diamanten durch Liberia.
Der De Beers-Konzern schürft an 40 Prozent der weltweiten Diamantenvorkommen und hat im Handel fast eine Monopolstellung. Um diese beherrschende Position zu behalten, bezieht De Beers seine Diamanten auch von Diktatoren und mörderischen Rebellengruppen – wie der RUF.
Taylors Kontrolle über Sierra Leones Diamanten ließ ihn beim Westen in Ungnade fallen. Die britische Regierung bildete erst Truppen in Sierra Leone zum Kampf gegen die RUF aus und schickte dann im Jahr 2000 selbst 1.000 Soldaten ins Land. Noch immer sind 200 britische Militärspezialisten im Land, die die Armee von Sierra Leone führen.
Nachdem die RUF aus Sierra Leone vertrieben wurde, wankte die Herrschaft von Taylor in Liberia. Zwei Rebellengruppen, die vom Nachbarland Guinea unterstützte LURD und die von der Elfenbeinküste aus kämpfende MODEL haben große Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Beide Gruppen konkurrieren miteinander und sind Marionetten der Regierungen von Guinea und der Elfenbeinküste. Hinter diesen Ländern stehen wiederum konkurrierende Mächte – Frankreich und die USA.
Frankreich hat seit Mai 4.000 Soldaten in der Elfenbeinküste stehen, ein Team von US-Soldaten trainiert die guineische Armee. Beide Länder streiten um Einfluss in Westafrika.
LURD und MODEL stehen Taylors Regime oder der RUF in Grausamkeit an nichts nach. Alle Seiten setzen Kindersoldaten ein und hacken ihren Gegner die Gliedmaßen ab.
Auch Taylors Sturz würde der liberianischen Bevölkerung nur die Regierung durch eine andere Mordtruppe bringen – eine, die dem Westen angenehmer ist.

Dieser Beitrag wurde unter Afrika, International veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.