"Meine Plattenfirma wird mich hassen"

Die Plattenbosse überziehen Tauschbörsennutzer mit Prozessen und bringen Musiker mit Knebelverträgen um ihren Verdienst. Nach dem neuen Urheberrecht ist das Erstellen privater Sicherheitskopien von CDs oder DVD’s in Zukunft kaum noch möglich. Damit hat Rot-Grün dem Druck der Plattenkonzerne nachgegeben, die seit Wochen Musikfans verklagen, bloß weil diese sich ein paar ihrer Lieblingsstücke aus dem Internet geladen haben. Die Prozesswelle trifft nicht nur 12jährige Jugendliche, die zu 2000-Dollar-Strafen verdonnert werden, sondern auch Unschuldige: Der Konzernverband RIAA klagte gegen die 66jährige Darah Ward aus den USA. Angeblich hatte Darah mehr als 2.000 Songs illegal zum Download angeboten. Es stellte sich allerdings heraus, dass die Angeklagte gar keinen Computer besitzt. Die RIAA musste das Verfahren fallen lassen.
Gleichzeitig präsentiert sich die Musikindustrie mit Kinospots und öffentlichen Moralpredigten als Verteidiger der Künstler. Der Branchenverband IFPI belehrte Nutzer der Tauschbörse KaZaA sogar per E-Mail: "Komponisten, Textdichter, ausübende Musiker und Tonträgerhersteller können von ihrer Musik nur leben, wenn ihre Musik auch gekauft wird. Illegale Angebote in Tauschbörsen stellen die wirtschaftliche Existenz all jener in Frage, die an dem kreativen Prozess des Musikschaffens beteiligt sind."
Sängerin Courtney Love entlarvt hingegen die Musikbosse als die wahren Musikpiraten: "Bei 2 Millionen Lizenzerlös aus dem CD-Verkauf bleibt nach Abzug der 2 Millionen Schulden für die Band nichts mehr übrig, die Plattenfirma verdient jedoch aus der Produktion 6,6 Millionen Dollar." Das liegt daran, dass die Musikindustrie die Künstler in Knebelverträgen dazu zwingt, die Produktionskosten für ihre Alben selber zu tragen.
Nur wenige Künstler wie Robbie Williams können unter solchen Bedingungen trotzdem verdienen. Der Musiker begrüßt das Herunterladen seiner Songs: "Das ist eine großartige Sache, ehrlich. Es gibt nichts, was irgendjemand dagegen tun könnte", sagte er auf der Musikmesse Midem in Cannes. Und fügte grinsend hinzu: "Ich bin sicher, dass mich meine Plattenfirma EMI für diese Aussage hassen wird."

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