Michael Moore in Deutschland: Sozialabbau ist Terrorismus

Auf seiner Tournee durch Deutschland schießt Michael Moore aus allen Rohren gegen die Herrschaft der Konzerne.


Michael Moore: Volle Deckung, Mr. Bush, Piper, 2003, 314 Seiten, 12,90 Euro

"Dieser Krieg ist falsch! Bush ist im Unrecht!” Viele denken so, doch nur wenige dürfen die Wahrheit durch die ausverkaufte Columbia-Halle in Berlin brüllen. Autor und Filmemacher Michael Moore hat auf der Lese-Tournee für sein neues Buch "Volle Deckung, Mr. Bush” in fünf deutschsprachigen Städten zweimal pro Tag 1.500 Zuhörer angelockt. Moore hätte leicht doppelt so viele Karten verkaufen können, obwohl er seine Reden auf Englisch hält.
Er ist mit 4 Millionen verkauften Exemplaren von "Stupid White Men” der weltweit erfolgreichste Sachbuchautor, weil er die Lügen George Bushs und seiner Kumpeln aus den Vorstandsetagen aufdeckt. Vor allem aber hat Michael Moore den Kampf gegen die Herrschenden aufgenommen, anstatt sie nur zu kritisieren.
Sein aktuelles Ziel ist US-Präsident Bush. Nächstes Jahr stehen in den USA Präsidentschaftswahlen an. Bushs Sieg wäre keine "Wiederwahl”, sagt Moore, denn schon beim ersten Mal ist Bush nur durch Wahlbetrug Präsident geworden. Er habe die US-Amerikaner mit Lügen in die Kriege gegen Afghanistan und den Irak getrieben, weil er "seinen Freunden bei den Ölfirmen einen Gefallen tun wollte.”
Moores politische Botschaft kommt auch deshalb so gut an, weil er sie immer wieder als Kabarett verbreitet. So etwa, als der Autor erzählt, wie der 11. September als Ausrede für alles herhalten muss: "Wenn wir nicht in Alaska nach Öl bohren, dann gewinnen die Terroristen… Dabei ist es doch Terrorismus, wenn wir zulassen, dass die Zahl der Obdachlosen in einem Jahr um 19 Prozent steigt”, schießt er hinterher.
Moores Markenzeichen sind guerilla-ähnliche Aktionen, bei denen er wie in seinem 1989 gedrehten Film "Roger & Me” mit Kamerateam und scharfen Fragen bewaffnet, dem Chef von General Motors vorwirft, in Moores Heimatstadt Flint 30.000 Arbeitsplätze vernichtet zu haben. In "The Big One” von 1997 klagt Moore den Nike-Chef an, in Indonesien Kinder für Hungerlöhne zu beschäftigen. Beide Filme sind in Deutschland jetzt auf DVD erschienen.
Stets nutzt Moore die Gefühle seiner Zuschauer im Kampf gegen die Konzerne. So lässt er krebskranke Raucher vor Tabakkonzernen Weihnachtslieder durch ihre künstlichen Kehlköpfe singen. In seinem letzten Film "Bowling for Columbine” protestiert Moore mit zwei Opfern des Massakers an der Columbine High School in Littleton in dem Supermarkt, wo die Täter ihre Munition kauften.
Doch Moore warnt auch die deutsche Regierung davor, alles zu kopieren, was in den USA bereits zu großem Elend geführt hat. Fast gleichzeitig beschließt die SPD auf ihrem Parteitag, genau dies zu tun.
"Lasst es nicht zu, dass die kostenlose Gesundheitsfürsorge in Deutschland abgeschafft wird. Lasst es nicht zu, dass ihr für Bildung zahlen müsst”, ruft Moore seinem Publikum entgegen. Er weiß, dass wir diesen Kampf selber gewinnen müssen.

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