Familienangehörige von im Irak stationierten US-Soldaten sprachen mit Linksruck über ihre Angst und ihren Widerstand gegen Bushs Krieg.
Abelardo de la Peña aus Los Angeles stehen schwere Feiertage bevor: "Ich bin glücklich darüber, Weihnachten mit meiner Familie zu feiern und traurig, dass mein Sohn nicht mit dabei ist. Er ist seit August in der Nähe von Faludscha stationiert. Seit zwei Wochen haben wir keinen Kontakt. Ich weiß nicht einmal, wie es ihm geht. Er ist wohl auf Patrouille unterwegs."
Jari Sheese aus Indianapolis wird Weihnachten ohne ihren Ehemann (siehe Foto) feiern, der seit April als Reservist im Irak ist: "Wir haben zwei Töchter. Sie sind erst 6 und 14 Jahre alt. Auch sie vermissen ihn. Ihretwegen muss ich stark sein. Doch ich werde sehr traurig sein."
Präsident Bushs Blitzbesuch bei den US-Soldaten in Bagdad am US-Familienfest Thanksgiving hält Jari für eine "große Show: Ich habe kürzlich gehört, dass der Truthahn eine Attrappe war."
Auch Abelardo ist wütend darüber: "Bush wollte zeigen, dass er die Situation unter Kontrolle hat. Aber er hat sie überhaupt nicht unter Kontrolle. Immer mehr Lügen fliegen auf über Saddam Husseins angebliche Verbindungen zur al-Qaida, über die angeblichen Massenvernichtungswaffen des Irak.
Die Regierung hat den Krieg begonnen und behauptet, die Welt würde dadurch sicherer werden. Die Welt ist unsicherer und gefährlicher denn je geworden."
Trotz der Angst um seinen Sohn hat er Verständnis für den irakischen Widerstand: "Zwar wurde im Irak ein schreckliches Regime gestürzt, aber durch nichts Besseres ersetzt. Der Mangel an Lebensmitteln und Strom, die Bombardierungen, das Stürmen von Wohnhäusern durch die US-Armee, die unzähligen Straßensperren; all das hat die Entschlossenheit des irakischen Widerstands gestärkt. Die Iraker verteidigen ihr Land gegen eine Besatzungsmacht."
Jari meint, dass "Demokratie nicht von oben durch Waffengewalt, sondern nur aus der Bevölkerung selbst kommen kann. Alles, was wir tun, ist, die Iraker zu demütigen und gegen uns aufzubringen."
Abelardos Sohn ist Freiwilliger. "Die Arme wirbt besonders an Highschools in Stadtteilen mit hoher Arbeitslosigkeit. Dort kommen sogar mehr Anwerber fürs Militär als fürs College.
Viele Rekruten an diesen Schulen sind Latinos, die oft nicht einmal die Staatsbürgerschaft haben. Sie treten dem Militär bei, um eine Ausbildung zu lernen.
Auch mein Sohn ist so geworben worden. Er ist zur Armee gegangen, um Medizin zu studieren. Aber jetzt ist er in Bagdad.
Wie viele glaubte er, für Frieden, Freiheit und Demokratie zu kämpfen und den Irakern zu helfen. Aber er weiß, dass er sich auf einer Mission befindet, die nicht gewonnen werden kann. Die Iraker kennen ihre Städte, die US-Armee aber kennt sich weder in den Straßen aus, noch respektiert sie die Kultur. Sie ist für den Guerilla-Kampf gar nicht ausgerüstet."
Jari berichtet, dass die Moral der Soldaten auf dem Tiefpunkt liegt. Von den insgesamt 20 Mitgliedern in der Einheit ihres Mannes mussten sechs vorzeitig nach Hause geschickt werden, weil sie den Anforderungen nervlich nicht gewachsen waren.
"Es ist unvorstellbar, wie schlecht die Armee die Reservisten behandelt. Noch immer hat die Einheit keine modernen schusssicheren Jacken ausgeliefert. Sie werden mit alten Jacken aus Vietnam-Zeiten in Gefechte geschickt." Ihr Mann sollte zunächst 179 Tage bleiben. Der letzte Befehl lag bei 508 Tagen.
Auf die Frage, wie sie sich für den Abzug der US-Soldaten aus Irak engagieren, antwortet Abelardo: "Ich war selbst auf vielen Demonstrationen und Veranstaltungen. Es passiert viel. Eine Gruppe von Familienmitgliedern ist gerade im Irak, um hier die Wahrheit erzählen zu können.
In den letzten Wochen gab es auch Streiks in Supermärkten und bei der Bahn. Aber das ist noch nicht genug. Wir müssen Bush etwas entgegensetzen und zwar richtig organisiert. Denn ich bin überzeugt, wir brauchen einen Regimewechsel auch im Weißen Haus. Immer mehr Leute wollen Bush aus dem Amt jagen. Das zeigen nicht nur die Meinungsumfragen.
Ich unterstütze für die kommenden Präsidentschaftswahlen Howard Dean, weil er von Anfang an gegen den Krieg war. Deshalb habe ich mich jetzt der Initiative "Latinos for Dean" angeschlossen, die sich in meinem Stadtviertel gegründet hat."
Auch Jari wird weiterhin protestieren obwohl sie und ihr Mann davon ausgehen, dass seine schlagartige Verlegung nach Ramadi, wo er weder Internet- noch Telefonanschluss hat, eine Strafversetzung war. "Ich war in Washington DC, um gegen die Besatzung zu demonstrieren und habe dort ein Interview gegeben. Er sagte, dass die Offiziere eine Zeitung mit meinem Namen hatten." Sie hofft auf eine große weltweite Mobilisierung am 20. März 2004, dem internationalen Aktionstag gegen die Besatzung des Irak.
Archive
- September 2007
- Juni 2007
- Mai 2007
- April 2007
- März 2007
- Februar 2007
- Januar 2007
- Dezember 2006
- November 2006
- Oktober 2006
- September 2006
- August 2006
- Juli 2006
- Juni 2006
- Mai 2006
- April 2006
- März 2006
- Februar 2006
- Januar 2006
- Dezember 2005
- November 2005
- Oktober 2005
- September 2005
- August 2005
- Juli 2005
- Juni 2005
- Mai 2005
- April 2005
- März 2005
- Februar 2005
- Januar 2005
- Dezember 2004
- November 2004
- Oktober 2004
- September 2004
- August 2004
- Juli 2004
- Juni 2004
- Mai 2004
- April 2004
- März 2004
- Februar 2004
- Januar 2004
- Dezember 2003
- November 2003
- Oktober 2003
- September 2003
- August 2003
- Juli 2003
- Juni 2003
- Mai 2003
- April 2003
- März 2003
- Februar 2003
- Januar 2003
- Dezember 2002
- November 2002
- Oktober 2002
- September 2002
- August 2002
- Juli 2002
- Juni 2002
- Mai 2002
- April 2002
- März 2002
- Februar 2002
- Januar 2002
- Dezember 2001
- November 2001
- Oktober 2001
- September 2001
- August 2001
- Juli 2001
- Juni 2001
- Mai 2001
- April 2001
- März 2001
- Februar 2001
- Januar 2001
- Dezember 2000
- November 2000
- Oktober 2000
- September 2000
- August 2000
- Juli 2000
- Juni 2000
- Mai 2000
- April 2000
- März 2000
- Februar 2000
- Januar 2000
- Dezember 1999
- November 1999
- Oktober 1999
- September 1999
- August 1999
- Juli 1999
- Juni 1999
- Mai 1999
- April 1999
- März 1999
- Februar 1999
- November 1998
- Mai 1998
- Dezember 1997
- August 1997
- Juni 1997
- Februar 1997
- August 1988
Kategorien
- Afrika
- Allgemein
- Anti-Atom-Bewegung
- Anti-Kriegs-Bewegung
- Anti-Nazi-Bewegung in der BRD
- Antifaschismus
- Antikapitalismus
- Arbeiterbewegung
- Asien
- Bildung
- Börse
- Buchrezensionen
- DDR
- Deutschland
- Europa
- Filmkritik
- Frauenbefreiung
- Geschichte
- Gewerkschaften
- Globalisierungskritik
- Großkonzerne und Privatisierung
- Imperialismus
- International
- Ist Gewalt ein legitimes Mittel?
- Kosovo
- Kultur
- Lebensmittel und Gesundheit
- Linkspartei
- Marktwahnsinn
- Mittelamerika
- Mumia Abu-Jamal
- Musik
- Naher und Mittlerer Osten
- Nahost: Afghanistan
- Nahost: Irak
- Nahost: Iran
- Nahost: Israel / Palästina
- Neue Rechte in Europa
- Nordamerika
- Organisation
- Parlament & Wahlen
- PDS
- Rassismus
- Sozialdemokratie und Reformismus
- Sozialforen
- SPD
- Staat und Parlament
- Studentenproteste
- Süd-Ost-Asien
- Südamerika
- Theorie & Hintergründe
- über Linksruck
- Umweltschutz
- Unis und Hochschulen
- UNO
- USA
- Warum gibt es Wirtschaftskrisen?
- Weimarer Republik und 3. Reich
- Woher kommen die Ideen der Menschen?