Für Profite tun sie alles … in unser Essen

Die BSE-Krise weitet sich aus. Mehr als ein halbes Dutzend an BSE erkrankter Rinder wurden in den letzten Wochen in Deutschland entdeckt. Aber nur ein kleiner Teil der Rinder in den Ställen wird überhaupt getestet. Rechnet man die Infektionsfälle auf den gesamten Bestand hoch, kommt man auf einige Tausend. "Aller Voraussicht nach werden wir eine Reihe von CJK-Fällen der neuen Variante erleben." – so die Schlussfolgerung von Udo Pollmer, Lebensmittelchemiker in Baden-Württemberg. In Großbritannien sind bereits 76 Menschen an dieser menschlichen Form von BSE gestorben.

Aber die Fleischindustrie macht weiter wie bisher. In dem Maße, wie jetzt der Rindfleischverbrauch zurückgeht, weitet sich der Etikettenschwindel aus. In beinahe allen Bundesländern wurden falsch etikettierte Fleischwaren entdeckt. Über die Feiertage schwärmten Kontrolleure in Münchner Supermärkten aus. In 15 von 25 Stichproben, die als Geflügelfleisch ausgezeichnet waren, entdeckten sie Rindfleisch.


Die Gier nach Profit läßt die Fleischmafia vor nichts zurückschrecken. Profit stand auch hinter der Ausbreitung der Seuche.


Im Bundeslandwirtschaftsministerium ist nach Informationen der Frankfurter Rundschau eine anonyme Anzeige eingegangen. Danach wurde 1996 in Bayern von einer US-Tochterfirma Kälberaufzuchtfutter angeboten, das zu 30 Prozent mit Tiermehl versetzt war. So konnte die Firma das Futter zu Dumpingpreisen anbieten. Die bisherigen fünf BSE-Fälle in Bayern würden genau in dieses Zeitfenster passen.


Viel hätte verhindert werden können, wenn die Schlachtereien gezwungen worden wären, Hirn und Rückenmark zu vernichten. Das hätte 99 Prozent des infektiösen Materials aus dem Verkehr geschafft.


Aber alle Landwirtschaftsminister der letzten Jahre sperrten sich gegen diese einfache Maßnahme. Noch im Oktober kämpfte der rot-grüne Landwirtschaftsminister Funke in der EU-Agrarkommission dagegen an.


Der Grund: Ein Drittel des deutschen Rindfleisches wird zu Wurst verarbeitet, darunter das Hirn der Rinder. Die deutsche Fleischindustrie exportiert jährlich Rindfleischprodukte im Wert von zwei Milliarden Mark.


Anfang Dezember noch griff Schröder richtigerweise die Agrarindustrie an. Er forderte eine "Abkehr von den industriellen Agrarfabriken".


Doch in seiner Neujahrsansprache ruderte er bereits zurück und sprach nur noch von "Defiziten" in der Überwachung des Tiermehlverfütterungsverbots.


Ende November glaubten 82 Prozent der Deutschen nicht, dass die Regierung genug gegen die Seuche unternimmt –zu Recht, auch weiterhin. Die Regierung erlässt hektisch Eilverordnungen, ohne das Problem bei der Wurzel zu packen.


Ja, im Kontrollnetz gibt es Löcher – so groß wie die Löcher in einem Schweizer Käse. Aber auch wenn die Löcher endlich gestopft würden, die Kontrolleure würden der Fleischmafia immer hinterherhinken.


1997 importierte ein Hamburger Kaufmann illegal 600 Tonnen britisches Rindfleisch. Als die Fahnder ihm auf die Schliche kamen, war das Fleisch schon in Dosen verpackt und verkauft.


Noch beugt sich Schröder dem Druck der Agrarlobby. Doch die Fleischindustrie hat schon längst bewiesen, dass sie für Profite über Leichen geht. Rot-Grün muss entschlossener vorgehen, indem sie die Nahrungsmittelproduktion den Marktzwängen entziehen, und die Schlüsselbetriebe verstaatlichen.

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