Dagestan: Krieg für Öl!

In den ersten zwei Septemberwochen töteten die russischen Truppen in Dagestan mehrere Hundert Menschen und beschossen ganze Dörfer mit Artillerie. Es droht eine Wiederholung der Ereignisse in Tschetschenien, wo die Armee 1996 die Hauptstadt Grosny dem Erdboden gleichgemacht hat.Die Rechtfertigung der russische Regierung: Die Provinz Dagestan und ihre Bewohner sollen vor eingeschleusten islamischen Terroristen geschützt werden.
In Wirklichkeit haben die Rebellen Rückhalt in großen Teilen der Bevölkerung. Dagestan ist die drittärmste Region der Russischen Föderation. Die meisten Menschen hier leben unter den schlimmsten Bedingungen.
Viele wünschen sich Unabhängigkeit vom fernen Moskau und seiner korrupten Verwaltung. Und die Brutalität der russischen Kriegsführung stärkt diesen Wunsch noch.
In diesem Krieg geht es dem Kreml nicht um Menschenrechte, Ethnien oder Religionen. Der russische Imperialismus bombt für den Erhalt seines Einfluß im Kaukasus.
Die Region um das Kaspische Meer herum ist ähnlich reich an Erdöl und Erdgas wie der persischen Golf. Es ist ein Krieg um Öl!

70 Jahre lang war die Region unbestritten russisches Territorium. Aber 1991, als eine Reihe von Republiken sich aus der Sowjetunion loslösten, witterten die NATO-Staaten ihre Chance. Ihr Programm Partnerschaft für den Frieden nahm die neuen Staaten allesamt auf. Die USA erklärten den Kaukasus zur Zone lebenswichtiger amerikanischer Interessen.
Westliche Ölkonzerne investierten etwa fünf Milliarden Dollar in Förderanlagen in Aserbaidschan. Dadurch konnten sie die Regierung Aserbaidschans für sich gewinnen und die Kontrolle über die wichtigsten Ölgebiete des Kaukasus erringen.
Aber die einzige Pipeline, durch die das Öl zum Schwarzen Meer transportiert werden kann, führt durch Rußland (siehe Karte).
So kann Rußland die Konzerne zwingen, entweder das Öl billig an russische Firmen zu verkaufen, oder hohe Transportgebühren zu zahlen. Deswegen planen diese Konzerne alternative Routen durch Georgien oder Armenien.


Eskalation


Im Kaukasus findet ein brutaler Wettlauf zwischen Rußland und der NATO statt auf Kosten der Bevölkerung: Die russische Regierung schürte ethnische Konflikte um Berg Karabach, eine Ölförderregion in Aserbaidschan mit armenischer Bevölkerung. Seitdem sind in Armenien und Aserbaidschan russische Truppen stationiert.
Im Gegenzug unterstützte der NATO-Staat Türkei aserbaidschanische Rebellen im Kampf gegen Armenier und die russische Armee. Ähnlich geschah es in Georgien.
Tschetschenien und Dagestan sind beides russische Teilrepubliken, durch die die Pipeline führt. Regionalfürsten hofften, durch Unabhängigkeit von Rußland höhere Preise für das Durchleiten des Öls erzielen zu können.
In beiden Fällen reagierte die russische Regierung mit militärischer Gewalt. In Tschetschenien allerdings konnte die Armee trotz massiver Zerstörungen den Krieg nicht gewinnen.
Die Moral der Armee ist durch den wirtschaftlichen und sozialen Zerfall Rußlands schwer gezeichnet. Wie ein Rekrut berichtete: Wir kämpfen, weil unsere Kommandeure es uns befehlen. Und wer sind unsere Kommandeure? Diebe, die von uns stehlen und uns dann in den Tod schicken, um ihre politischen Fehler zu decken.


NATO


Die Niederlage in Tschetschenien ermunterte den Widerstand gegen den russischen Einfluß in der ganzen Region. So ist der Druck auf die russische Regierung gewachsen, ihre Vorherrschaft und militärische Stärke unter Beweis zu stellen.
Die NATO hat Rußland weiter in die Enge getrieben und mit dem Krieg gegen Serbien den Konflikt im Kaukasus weiter angeheizt.
Mit der Bombardierung des letzten Verbündeten Rußlands in Osteuropa hat die NATO bewiesen, daß sie auch ohne UN-Mandat, also ohne russische Zustimmung, überall eingreifen kann.
Wenige Wochen später baten die Präsidenten von Georgien, Uzbekistan, Ukraine, Aserbaidschan und Moldawien (GUUAM) die NATO um Schutz die Lektion war verstanden worden.

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