Philippinen: Wer sind die wahren Terroristen?

Fundamentalismus


Die Moslemische Unabhängigkeitsbewegung auf den Sulu Inseln und auf Mindanao haben ihre Ursprünge in der spanischen Kolonialzeit. Aber an Bedeutung gewinnen sie sei Beginn des Bürgerkrieges 1972.


Armee und Großgrundbesitzer eskalierten die Spirale der Gewalt. Sie finanzieren Privatarmeen, die "Vigilantes" zur Bekämpfung der "kommunistischen Guerilleros".


Diese Einheiten bestehen aus reaktionären christlichen Fundamentalisten. Sie hassen den Kommunismus und den Islam gleichermaßen.


So wurden auf den Sulu Inseln und in den südlichen Provinzen von Mindanao, wo die Bevölkerung überwiegend moslemisch ist, neben den sozialen auch religiöse Konflikte angeheizt. Die Gruppe Abu Sayyaf ist erst danach entstanden.


Das Ziel der Regierung ist dabei, den Widerstand zu spalten und Rückhalt bei der überwiegend katholischen Bevölkerung zu bekommen.


Ein Vertreter der NPA verwies auf die Ähnlichkeiten zu der Vorgehensweise des russischen Präsidenten Putin in Tschetschenien.

Nach der Geiselnahme von 21 Touristen durch die moslemische Rebellengruppe Abu Sayyaf berichten die Medien in Deutschland über den "moslemisch-fundamentalistischen Terror". Terrorbanden durchzögen das Land und mordeten und entführten unschuldige Menschen.



Die wahren Terroristen sind aber ganz andere.


Nachdem die USA die Philippinen 1898 von Spanien abkaufte, flammte eine antikoloniale Befreiungsbewegung auf. Die US-Armee tötete Tausende von Aufständischen und konnte die Herrschaft aufrechterhalten.


Auch nach der Unabhängigkeit 1946 behielten die USA Militärstützpunkte auf den Inseln – verknüpft mit wirtschaftlichen Privilegien und dem formalen Recht zur militärischen Intervention.


Die USA unterstützten auch die Diktatur von Ferdinand Marcos 1972 bis 1986 – in dessen Gefängnissen 70.000 Oppositionelle saßen.



Bürgerkrieg


Die von den USA aufrechterhaltenen Zustände beschreibt ein Mitarbeiter einer Entwicklungsorganisation: "88% aller Leute arbeiten in der Landwirtschaft. Aber nicht einmal ein Fünftel der Farmer besitzt das Land, das er bearbeitet.


Sie bekommen kein Geld für den Kauf von Saatgut oder Maschinen. Deshalb müssen sie sich Geld von den Landlords leihen – was ihnen mit enormen Zinsen von der Ernte abgezogen wird.


Deswegen haben sie weder genug zu Essen, noch eine vernünftige Behausung."


Auf der zweitgrößten Insel der Philippinen herrscht seit Mitte der 70er Jahre Bürgerkrieg, bei dem auch viele Zivilisten sterben.


Aber den Terror verbreitet die vom Westen unterstützte Armee, nicht die Guerillabewegung. Ein Farmer erzählt: "Die Soldaten verhafteten 12 Personen aus unserem Dorf, sogar eine Frau.


Sie brachten uns in ihr Hauptquartier. Dort banden sie uns die Hände auf den Rücken und wir mußten die ganze Nacht mit dem Gesicht nach unten liegen.


Am nächsten Morgen zwangen sie uns, durch Schlamm zu kriechen, wobei sie sich einen Spaß daraus machten, unsere Köpfe möglichst knapp mit Gewehrschüssen zu verfehlen."


Die Landbevölkerung fordert eine Landreform und sympathisiert mit den Rebellen. Allein in den frühen 80ern schlossen sich etwa 25.000 verarmte Landarbeiter der Guerillaorganisation Neuen Volksarmee (NPA) an.



Landbesitzer


An den Verhältnissen änderte sich auch nach dem Sturz der Marcos-Diktatur nichts. Die neue Präsidentin Corazon Acquino verweigerte die im Wahlkampf versprochene Landreform – ihre Familie gehört zu den größten Landbesitzern der Philippinen.


Eine Demonstration von Bauern vor dem Parlament ließ Acquino niederschießen. Die NPA brach daraufhin die laufenden Friedensverhandlungen ab – seit dem geht der Krieg weiter.


Die Asienkrise 1997 hat das Land schwer getroffen. Die Zahl der Unterbeschäftigten stieg auf 25% 1998.


Die Staatsverschuldung erreichte über 45 Milliarden Dollar – über die Hälfte dessen, was auf den Philippinen 1998 an Wert produziert wurde.


Wegen der Schulden bei westlichen Regierungen und dem IWF, fehlte das Geld für die Malaria-Impfungen. Das Gesundheitsministerium schätzt, daß dadurch jährlich 30.000 Menschen zusätzlich sterben.

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