„Mein Kopf gehört mir“

Immer mehr europäische Regierungen wollen das Kopftuch verbieten. Musliminnen wehren sich dagegen.


Mehr Informationen über Aktionen gegen das Kopftuchverbot in Deutschland auf der Internetseite www.mitkopftuch.de

„Das Kopftuch ist der fassbare Zipfel der diffusen Angst nach dem 11. September“, sagt Aischa Ugurlu von der Muslimischen Jugend Köln. Seit dem 1. September ist das muslimische Kopftuch an französischen Schulen und Universitäten verboten.
Der Staat verbietet Kopftuchträgerinnen damit, in die Schule zu gehen oder zu studieren. Arbeitsstellen zu finden, wird für sie schwieriger.
Auch in Deutschland werden Muslime seit den Anschlägen auf das World Trade Center 2001 immer mehr diskriminiert. Im Verfassungsschutzbericht 2003 werden Muslime als Hauptgefahr für die Sicherheit in Deutschland dargestellt, obwohl der Bericht an anderer Stelle belegt, dass Gefahr hauptsächlich von Nazis droht.
Die Regierung will künftig alle Ausländer abschieben, denen die Polizei vorwirft, Terrorismus zu unterstützen; auch wenn es keine Beweise gibt. In den Medien werden Muslime meistens im Zusammenhang mit Terroranschlägen erwähnt.
Europaweit organisieren sich jetzt muslimische Frauen, um gegen ihre Unterdrückung zu kämpfen. Der 4. September war internationaler Aktionstag gegen das Kopftuchverbot. In vielen Ländern wehrten sich Kopftuchträgerinnen mit Aktionen gegen die Diskriminierung.
Bei der Podiumsveranstaltung „Nein zum Kopftuchverbot“ am 11. September in Berlin berichten Frauen aus mehreren Ländern von ihren Erfahrungen.
„Ich sehe, dass immer mehr Frauen gegen das Kopftuchverbot aktiv werden“, meint Victoria Vandersteen. Sie und andere muslimische Frauen, teils mit, teils ohne Kopftuch, haben eine Aktion vor einem Brüsseler Einkaufszentrum gemacht: „Wir haben Rosen an die Leute verteilt und versucht, mit ihnen zu reden, damit sie sehen, dass wir ganz normale Menschen sind, nur eben mit Kopftuch.“
Die Frauen ohne Kopftuch hatten es leichter, die Rosen zu verschenken. „Die Leute sehen erst das Kopftuch und dann die Blume“, meint Victoria.
Aischa Ugurlu, die Palästinenserin Samah Jabr aus Frankreich und die Türkin Emel Topcu berichten aus ihrer Heimat, wie Frauen mit Kopftuch unterdrückt werden: Muslimische Studentinnen bekommen keine Chance mehr, Prüfungen zu bestehen, sobald sie mit Kopftuch zur Uni gehen. Frauen finden mit Kopftuch keine Arbeit.
Doch überall gibt es auch Frauen die sich wehren. Aischa erzählt, dass sie mit anderen muslimischen Frauen einen Informationsstand vor einem Kölner Burger-King-Restaurant organisiert hat.
Der Stand war sofort von interessierten Menschen umringt. Als später muslimische Männern auch einen Stand machten, stießen sie auf weit weniger Interesse.
Victoria erzählt, wie sie bei der Wohnungssuche unter Vorurteilen zu leiden hatte: „Als ich wegen der Annonce anrief, war noch alles in Ordnung, weil ich einen belgischen Namen habe.
Als der Vermieter gesehen hat, dass ich ein Kopftuch trage, war die Wohnung angeblich schon vergeben. Die Woche darauf stand die Annonce aber wieder in der Zeitung.“

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