Afghanistan: Die Hölle auf Erden

Mindestens zehn Tote und viele Verletzte – das ist die blutige Bilanz, nachdem die afghanische Polizei in eine Studentendemonstration schoss. In Afghanistan gibt es weder Frieden noch ein Ende des Elends.

Der Hunger regiert

Bush und Schröder haben versprochen, Afghanistan beim Wiederaufbau zu helfen. Doch die versprochene Hilfe ist nie gekommen.
Nach Angaben der afghanischen Aufbaubehörde sind weniger als 5 Prozent der versprochenen 5 Milliarden Euro bei den Menschen in Afghanistan angekommen.
Das Welternährungsprogramm hat nur 57 Prozent der Nahrung erhalten, die es braucht, um Hunger und Unternährung zu verhindern.
Vier Millionen Menschen brauchen dringend Essen. 1,4 Millionen davon leben in Gegenden, die im Winter nicht erreichbar sind.
Die Sterblichkeit bei Kindern unter fünf Jahren ist die vierthöchste der Welt.
Geld für Straßenbau, Bewässerung und Energiegewinnung wird Afghanistan frühestens nächstes Jahr bekommen.

Bundeswehr bleibt

Während Afghanistan im Elend versinkt, hat die Bundesregierung den Einsatz in Afghanistan „sichtbare Erfolge“ bescheinigt.
Der Bundestag verlängerte den Einsatz um ein Jahr.
Deutschland hat mit 1.200 Mann nach den USA die meisten Soldaten in Afghanistan. Ihre Aufgaben umfassen auch die „Übergang Afghanistans in rechtstaatliche Strukturen“. Gemeint ist damit die Aufstellung und Ausbildung von Militär- und Polizeikräften – wie die Polizisten, die in Kabul die Studenten erschossen.
Neben den Truppen in Kabul wird auch das „Kommando Spezialkräfte (KSK)“ in Afghanistan eingesetzt. Diese 100 Mann starke Spezialkräfte tötet gezielt Menschen, die von der Karsai-Regierung als „Terroristen“ bezeichnet werden.

Zalmay Omarkhel ist Landwirtschaftsstudent an der Universität von Kabul: „Wir haben weder Essen noch Wasser noch Strom. Jetzt fangen sie an, uns zu töten. Ich weiß nicht, ob ich in einer Demokratie oder in einer Diktatur lebe.”

Zalmay war gemeinsam mit hunderten anderen Studenten vor die Universität in Kabul gezogen, um gegen die Bedingungen in den Studentenheimen zu protestieren.

„Es ist nachts so kalt, das wir nicht studieren können. Wir müssen bei Kerzenlicht leben und schreiben“, so Abdul Hadi, einer der Demonstranten.

Die Polizei eröffnete ohne Vorwarnung das Feuer auf die unbewaffneten Studenten. Eine Demonstration am nächsten Tag wurde wieder beschossen.

Die Polizei verbot der Bevölkerung von Kabul, zum Universitätsgebäude zu gehen und den Studenten, es zu verlassen.

Die „Internationale Schutztruppe für Afghanistan“ ISAF war während der blutigen Niederschlagung der Studentenproteste nirgendwo zu sehen.

Der Jura-Student Khalid vom „Rat der Verteidiger von Frieden und Demokratie“ berichtet: „Die ISAF hat sich komplett rausgehalten und beide Augen bei dieser offensichtlichen und mehrtägigen Menschenrechtsverletzung. zugedrückt.“

Den Verantwortung für die kabuler Polizei hat der afghanische Präsident Hamid Karsai. Die Aufgabe der ISAF ist, die Regierung von Karsai zu schützen.

Karsai ist zwar Präsident von ganz Afghanistan, kontrolliert aber nicht mehr als die Innenstadt von Kabul.

Der Rest Afghanistan wird von verfeindeten Kriegsherren der ehemaligen Nordallianz beherrscht.

Diese Kriegsherren waren Verbündete der USA beim Krieg gegen die Taliban. Jetzt kämpfen sie um die Macht.

„Die Kriegsherren und zehntausende ihrer Anhänger die von den Amerikanern bewaffnet worden sind, um die Taliban zu stürzen, sind jetzt ein mächtiger destabilisierender Faktor geworden“, so der Afghanistan-Experte Ahmed Rashid.

Der afghanischen Bevölkerung hat der US-Krieg keine Befreiung gebracht, sondern Fortsetzung von Unterdrückung und Ausbeutung.

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