Kopftuchverbot: "Jede muss sich frei entscheiden"

Bundesweit wehren sich Musliminnen gegen ein staatliches Kopftuchverbot. Linksruck sprach bei einer Demonstration in Köln mit aktiven jungen Frauen.Du trägst kein Kopftuch. Warum demonstrierst du gegen das Kopftuchverbot?
Suheila: Mich regt besonders auf, dass das Kopftuch als extrem gilt, bloß weil es mit dem Islam verbunden ist. Wäre das einfach nur Mode, würde sich niemand darüber aufregen. Wenn das Kopftuch in Mailand oder Paris auf dem Laufsteg präsentiert würde, dann wäre es okay in der Öffentlichkeit.

Was bedeutet für dich das Kopftuch?
Andrea: In erster Linie Freiheit, freie Entscheidung. Mir soll kein Mensch sagen, was ich anziehen soll und was nicht. Mit dem Kopftuch drücke ich meine Religion aus. Ein Kopftuchverbot lehne ich genauso ab wie einen Kopftuchzwang.

Was würde es für dich bedeuten, wenn das Kopftuch verboten würde?
Nabila: Jede Menge Probleme. Ich könnte mein Abitur nicht beenden. Wenn ich mich nicht beuge, werde ich womöglich die Schule verlassen müssen. Ganz klar, das würde für mich eine Ausgrenzung aus der Gesellschaft bedeuten.

Safia: Wenn das Kopftuch verboten würde – überhaupt, wenn religiöse Symbole wie das Kreuz verboten würden, würde das in einer demokratischen Gesellschaft, wo unterschiedliche Menschen miteinander zusammenleben müssen, Chaos hervorrufen. Dagegen würde ich mit allen Mitteln kämpfen, die es gibt.

Findet ihr Unterstützung?
Nabila: Ich stoße eher auf Ablehnung. Viele halten Abstand von Menschen, die ein Kopftuch tragen, weil sie schon ein negatives Bild im Kopf haben.
Das liegt aber daran, dass die Menschen sich zu wenig gegenseitig kennen. Die Leute kennen Muslime nur aus den Medien. Da kommen irgendwelche Islamwissenschaftler zu Wort, die erzählen, Muslime wollten überall herrschen. Es wird so viel Schwachsinn verbreitet.
Ich finde, die Linken sollten mehr tun, auch die SPD.

Safia: Ich übe meinen Beruf als Pflegehelferin mit Kopftuch aus. Ich habe noch keinerlei Ausgrenzung von meinen Kollegen erfahren. Sie verstehen, dass nicht wichtig ist, was auf dem Kopf ist, sondern was im Kopf drin ist.Die Interviews führte Thomas Walter

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