Saudi Arabien: Die Wüstendiktatur

Das Regime Saudi Arabiens taumelt von einer Krise in die nächste. Clare Fermont vertritt den Standpunkt, dass dies enorme Probleme mit sich bringt für den Westen und seine Ölinteressen, die dieses Monster erschufen.

Das ist doch purer Wahnsinn! Dieser Gedanke muss jedem in den Sinn gekommen sein, als er die Flugzeuge in die Zwillingstürme am 11. September eintauchen sah. Damit sollte er recht behalten. Denn es stellte sich bald heraus, dass mindestens 15 der 19 Kaperer hochausgebildete und relativ wohlhabende Männer aus Saudi Arabien waren, eines der reichsten Länder der Welt und strammer Verbündeter der USA. Der vermutete terroristische Kopf selbst, Osama Bin Laden, wurde ebenfalls in Saudi Arabien geboren und erzogen. Die Quellen dieses Wahnsinns wurden plötzlich offenkundig: die wahnsinnige Gesellschaft Saudi Arabiens.

Saudi Arabien wurde durch Großbritannien kreiert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bemühte sich Großbritannien, die arabische Halbinsel dem osmanischen Reich zu entreißen. Ibn Saud, ein Beduinenführer, war der ideale Handlanger für die Briten. Er war ein blutrünstiger, einfältiger Autokrat, der gegen Bezahlung bereit war, jedem zu dienen.

Von 1902 bis 1925 bezahlten die Briten Ibn Saud, einem Anhänger der puritanischen islamischen Wahabitensekte, dafür, eine Serie von blutigen Kriegen gegen etabliertere Stämme quer durch die Halbinsel zu führen. Die Brutalität und der Fanatismus der wahabitischen Anhänger Ibn Sauds (bekannt als die Ikhwan) waren grenzenlos. Die Ikhwan spießten die Köpfe ihrer Gegner auf die Pforten eroberter Städte auf. Sie verbrannten die Opfer ihrer Feldzüge und vergewaltigten und versklavten Mädchen routinemäßig. Schiitische Mosleme massakrierten sie systematisch und entweihten islamische Stätten, die sie als beleidigend für den Wahabismus dekretierten.

Nachdem Ibn Saud die mit der Türkei verbündeten Stämme erobert hatte, bestachen ihn die Briten, Gebiete unter der Kontrolle von Jordaniens Haschemiten anzugreifen. Die Haschemiten hatten törichterweise den von TE Lawrence übermittelten britischen Versprechungen vertraut, dass ihre Unabhängigkeit und ihr Herrschaft über ein ausgedehntes arabisches Territorium als Belohnung für ihre Treue während des Ersten Weltkriegs respektiert würden. Lord Crewe, Minister in der liberalen Regierung Britanniens, fasste das wahre kolonialistische Ziel so zusammen: ‚Was wir wollen, ist kein vereintes Arabien, sondern ein in Fürstentümer zersplittertes Arabien unter unserer Suzeränität.‘

Im Zuge der ‚Befriedung‘ der Halbinsel durch Ibn Saud mit Hilfe der Briten verloren 400.000 Menschen ihr Leben oder wurden verwundet, das waren jeder zehnte aus einer Gesamtbevölkerung von vier Millionen, und 40.000 waren öffentlich hingerichtet worden. Über eine Million Menschen waren in Nachbarländer geflüchtet. Die unter Leitung der Ikwan operierende Religionspolizei sorgte für ein Klima des Terrors durch die sofortige Vollstreckung grausamer Strafen für solche ‚Verbrechen‘ wie das Tragen westlicher Kleidung, das Fehlen eines Barts oder Singen. Frauen litten am schlimmsten.

1932 erklärte sich Ibn Saud zum König und nannte den neuen Staat ganz bescheiden nach sich selbst. Wie Said Aburisch in seinem Buch The Rise, Corruption and Coming Fall of the House of Saud [Aufstieg, Korruption und kommender Niedergang des Hauses Saud] schildert: ‚Es war, als ob die Mun-Sekte zu den Waffen gegriffen und ganz Amerika in ihre Gewalt gebracht hätte.‘

Eine Feudalmonarchie auf Öl

Die Entdeckung von Öl versah die korrupte und autokratische ‚königliche‘ Saud Familie mit unvergleichlichem Reichtum. Die Sauds stürzten sich in einen 60 Jahre währenden Kaufrausch, stellten ihre gestohlenen Reichtümer in grotesken Palästen und einem ausschweifenden luxuriösen Lebensstil ganz unverblümt zur Schau. Gleichzeitig verharrte die Mehrheit der Bevölkerung Saudi Arabiens in Armut. Die Sauds wurden auch wegen ihrer Zügellosigkeit, Trunkenheit, Glücksspiele und Gier berühmtberüchtigt. Zur gleichen Zeit verhängten sie eine strenge und puritanische islamische Gesetzgebung.

Solche obszöne Widersprüche und Ungerechtigkeiten können nur mit Hilfe der brutalsten und erdrückendsten Unterdrückung aufrechterhalten werden, und in dieser Hinsicht waren die Sauds wahre Meister. Sie duldeten keine politischen Parteien, keine Wahlen, keine Gewerkschaften, keine weiteren Religionen, keine unabhängige Justiz, keine unabhängigen Medien. Jegliche Übertretung des weitgehend nicht schriftlich festgehaltenen moralischen und kriminellen Kodex wird mit Auspeitschungen, Amputationen, Folter, Haft und Tod geahndet. Durchschnittlich werden zwei Menschen pro Woche geköpft. Der Terrorstaat wird von einer allgegenwärtigen geheimen und religiösen Polizei geführt.

Das Leben für die meisten Menschen in Saudi Arabien ist trostlos. Saudische Frauen sind quasi Gefangene in den eigenen vier Wänden, dürfen kein Auto fahren und werden aus den meisten Jobs rausgehalten. Die erst 1962 offiziell abgeschaffte Sklaverei lebt fort durch die Versklavung der sieben Millionen Gastarbeiter (ein Drittel der Gesamtbevölkerung). Diese Arbeiter werden oft nicht bezahlt, sie werden oft geschlagen und sexuell missbraucht und, wenn sie sich beschweren, des Landes verwiesen oder eingesperrt.

Die Verrücktheit der saudischen Gesellschaft ist zurückzuführen auf das, was der russische Revolutionär Leo Trotzki als ‚kombinierte und ungleichzeitige Entwicklung‘ bezeichnete. Manche Gebiete entwickelten sich im halsbrecherischen Tempo, während andere quasi unverändert blieben. 1970 lebte ein Viertel der Bevölkerung in Städten, 20 Jahre später waren es bereits drei Viertel. Modernste Industriekomplexe, Infrastruktur und Waffen sitzen in direkter Nachbarschaft zur Beduinenkultur. Südlich und unmittelbar angrenzend an die glitzernden, klimatisierten Wolkenkratzer, Marmorschlösser und herausgeputzten Krankenhäuser im Zentrum Jeddahs breiten sich brüllend heiße Elendsviertel aus, in denen Prostitution, Drogen- und Alkoholabhängigkeit, Mittellosigkeit und Krankheit grassieren.

Einer der reichsten Staaten der Welt, dessen Wirtschaft in den internationalen Kapitalismus voll integriert ist, wird von einer absolutistischen Feudalmonarchie regiert. Die herrschende Klasse besteht in ihrer Mehrheit aus Abkömmlingen lüsterner Könige. Die Arbeiterklasse besteht fast ausschließlich aus Gastarbeitern. Ein riesiges Reservoir gebildeter Saudis leidet gleichermaßen unter Langeweile wie unter der grotesken staatlichen Kontrolle.

Instrument des Imperialismus

Die Sauds haben sich das Recht, ihren obszönen und undemokratischen Staat aufrecht zu erhalten, mit der Garantie von billigem Öl für die stolzesten Demokratien der Welt erkauft. Die Ölfelder im Osten Saudi Arabiens beheimaten ein Viertel der bekannten Weltressourcen und sind bei weitem die billigsten in der Ausbeutung. Das Öl liegt in geringer Tiefe, unter flachem Land ohne Vegetation, und nahe dem Meer für den leichten Abtransport. Im Tausch für den Schutz durch die USA und Petrodollars, erlaubten die Sauds den US-Ölgesellschaften zunächst, Öl zu lächerlich niedrigen Preisen aus dem Land zu pumpen, und übernahmen danach die Rolle des US-Polizisten in der OPEC, um sicherzustellen, dass saudisches Öl in ‚richtigen‘ Mengen und zum ‚richtigen‘ Preis für die westlichen Interessen ausgebeutet wird. Die saudische Bevölkerung tauchte in dieser Rechnung niemals auf, geschweige denn die arabischen Massen.

Nicht damit zufrieden, die saudischen Ölfelder für’n Appel und Ei leer zu pumpen, haben westliche Regierungen dafür gesorgt, dass das an die Sauds gezahlte Geld mittels Handelsverträge, Waffenlieferungen und Schuldentilgungen umgehend an sie zurückfließt. Sie haben die Eitelkeit der Sauds angefacht und ausgebeutet, indem sie Verträge (mit unerhörten Profitmargen und Bestechungen) für Wolkenkratzer, Autobahnen und weitere Projekte durchboxten, die an den Bedürfnissen der breiten Bevölkerung vollkommen vorbeigehen. Ein Großteil der von den Sauds eingekauften Waffen kann nicht einmal eingesetzt werden. Es sind zu wenige Militärs, um sie zu bedienen, und die Vielfalt der Lieferanten schließt eine Integration der Ausrüstung aus. Der Waffenschwindel wurde 1990 offenkundig. Trotz der vielen Milliarden Dollar, die die saudischen Herrscher für den letzten Schrei in Rüstungstechnik ausgegeben hatten, waren US-Truppen ihre einzige zuverlässige Verteidigung, als sie sich angesichts der irakischen Invasion Kuwaits bedroht fühlten.

Alles, was die Interessen der USA im Nahen Osten oder der Sauds tangierte, wurde durch eine in Washington entworfene und von Riad finanzierte Politik bekämpft. In der Regel umfasste diese die Unterstützung für Staaten oder islamischen Bewegungen, die sich dieser Bedrohung entgegenstellten. In den 50er Jahren beispielsweise bezog eine panarabische antiimperialistische Massenbewegung ihre Inspiration von Ägyptens Führer Gamal Abdul Nasser. Nicht nur hatte er den Suezkanal verstaatlicht und westliche Armeen geschlagen. Er besaß auch die Dreistheit, die riesigen Ölvorkommen am Golf als ‚arabisches Öl für die arabische Bevölkerung‘ zu bezeichnen. Als Gegenzug initiierte bzw. finanzierte Saudi Arabien ‚konservative‘ moslemische Gruppierungen in der gesamten Region, auch in Saudi Arabien selbst.

Die Politik, den Panislamismus auf Kosten des arabischen Nationalismus zu forcieren, wurde durch die von den Sauds finanzierte Muslim World League [Moslemische Weltliga] formalisiert. In einer ersten Stellungnahme verkündete sie: ‚Diejenigen, die die Botschaft des Islams unter dem Mantel des Nationalismus verfälschen, sind die erbittersten Feinde der Araber, deren Ruhm mit dem Ruhm des Islams verflochten ist.‘ Sayed Kuttub, Führer der von den Sauds unterstützten ägyptischen Moslembrüderschaft, schlussfolgerte, dass zu jener Zeit ‚Amerika den Islam schuf‘.

Die nächste ernsthafte Bedrohung kam in Gestalt der iranischen Revolution, die die schiitischen Moslems gegen ihre Diktatoren in Saudi Arabien und anderswo aufbrachte. Im Gegenzug bestach Saudi Arabien Irak, damit dieser einen Krieg gegen den Iran starte, mit Schmiergeldern in Höhe von 30 Mrd. Dollar an Saddam Hossein und mindestens weiteren 60 Mrd. an andere Länder. Als Russland später im Jahr 1979 in Afghanistan einmarschierte, ergriffen die Sauds die Gelegenheit beim Schopf, um einerseits ihren islamischen Leumund in den Augen der von den iranischen Ereignissen Inspirierten unter Beweis zu stellen, und andererseits sich in die Kalter-Kriegs-Kampagne ihrer Herren in Washington einzuklinken. Sie finanzierten die afghanischen Mujaheddin, vor allem die Taliban, und ermutigten saudische Bürger zur Teilnahme am ‚Jihad‘. Es scheint den saudischen Despoten und ihren amerikanischen Hintermännern niemals in den Sinne gekommen zu sein, dass sich die moslemischen Gruppierungen, die sie unterstützt hatten, gegen ihre Sponsoren wenden würden.

Opposition in Saudi Arabien

Alle kapitalistischen Staaten sind instabil, aber der saudische Staat ist instabiler als die meisten. Das ist der Grund, warum sich die Sauds auf die extremsten Unterdrückungsmaßnahmen mit Rückendeckung durch den Imperialismus verlassen mussten. Dieses sich Verlassen auf ‚ungläubige‘ und pro-israelische imperialistische Mächte bringt die Mehrheit der Saudis in Rage und verschärft somit die Instabilität noch. Ein Hinweis auf die Mächtigkeit solcher Gefühle in jüngster Zeit war die saudische Weigerung, Luftangriffe auf Afghanistan vom saudischen Boden aus fliegen zu lassen.

Der entstellte Zustand Saudi Arabiens hat zu entstellten Widerstandsformen geführt. Saudis beziehen sich nicht auf die Arbeiterklasse, weil diese Klasse in ihren Augen im Grunde aus Handarbeitern überwiegend ausländischer Herkunft besteht, die durch eine Kombination aus Bestrafung und Ausweisungen leicht zu schlagen ist. Die säkulare Opposition wurde durch die Repression und durch die Niederlagen des arabischen Nationalismus und Stalinismus zusätzlich geschwächt.

Ohne demokratische Ausdrucksmöglichkeiten und angesichts der Verbannung jeglichen nicht-islamischen Gedankens ist es nicht verwunderlich, wenn die Frustrationen der anschwellenden Masse der Saudi-arabischen Jugendlichen (die Hälfte der 14 Millionen Bürger des Landes ist unter 18 Jahren alt) und der politisch machtlosen Mittel- und kaufmännischen Schichten zunehmend in extremistischen Ausprägungen des Islams Ausdruck finden.

Die Sauds haben diese Opposition ungewollt selbst angefacht. Manche der militanten islamistischen Zellen im Lande haben ihren Ursprung in den Moslemgruppen, die Saudi Arabien als Gegengewicht zum arabischen Nationalismus finanziert hatte. Hinzu kommt, dass die Regierung, besorgt angesichts der demokratischen Ketzereien ihrer im Ausland Studierten, junge Saudis zunehmend auf Universitäten im Lande schickt, in denen islamische Studien dominieren. Osama Bin Laden war ein solcher Student. Tief verwurzelt in der islamischen Glaubenslehre und als Angehöriger einer der reichsten Familien des Landes war er der ideale Kandidat für die saudische Rekrutierungskampagne zur Finanzierung und zum Kampf auf Seiten der Mujaheddin in Afghanistan.

Als Osama Bin Laden und viele andere Saudis mit einem ähnlichen Hintergrund siegreich aus Afghanistan zurückkehrten, gesellten sie sich zu den anschwellenden Reihen der gebildeten und arbeitslosen Saudis, die von der Gier, der Korruption und der Heuchelei der Sauds angeekelt waren. Ihre Wut wuchs noch an, als die Sauds es zuließen, dass US-Truppen im heiligsten Land des Islam nach der irakischen Invasion Kuwaits 1990 stationiert werden. Einkerkerung oder schlimmeres noch wegen ihrer abweichenden Meinung fürchtend, flüchteten Osama Bin Laden und einige seiner saudischen Leidensgefährten der al-Qaida ins Ausland. Von jeglicher Massenbewegung isoliert, angestachelt durch ihren Hass auf den Verrat ihrer Regierung am Islam und brutalisiert durch ihre Kriegsjahre in Afghanistan, wandten sie sich dem Terrorismus zu. Und so kam es zur Tötung von 4000 Menschen in den Zwillingstürmen.

Feindseligkeit gegen die US-Macht

Es gibt viele Anzeichen dafür, dass die islamistische Opposition in Saudi Arabien an Macht und Selbstvertrauen zunimmt. Es findet beispielsweise eine massenhafte Verbreitung von Kassetten, Pamphleten, Büchern und Unterschriftenlisten statt, darunter viele, die demokratische Reformen fordern, in der Mehrheit aber eine islamische Revolution zur ‚Säuberung‘ Saudi Arabiens und Entledigung seiner Monarchie propagieren. Vieles davon findet seinen Ursprung in der Region von Najd, der Stammesbasis der Sauds, und in den ulama (den Wächtern der islamischen Doktrin), die in der Vergangenheit beide eine zentrale Rolle bei der Verteidigung der Sauds spielten.

Osama Bin Ladens Aufrufe zum Sturz der Saud Elite sind auf einen breiten Widerhall gestoßen, auch in Teilen der Geheimpolizei und der Geschäftswelt, die ihn in Afghanistan finanziert hatten. Die schiitischen Mosleme, mit einem Anteil von circa zehn Prozent an der Bevölkerung und um die ölreiche Region im Osten des Landes konzentriert, empfinden einen tiefsitzenden Hass gegen die Sauds wegen der systematischen Diskriminierung und Verfolgung, unter der sie zu leiden haben. Die Ablehnung gegen die fortdauernde US-Präsenz im Lande ist nach wie vor virulent, wie zwei Bombenattentate auf amerikanische Militäreinrichtungen Mitte der 90er Jahre dokumentieren.

Die Opposition wird genährt durch die wachsende ökonomische und soziale Krise Saudi Arabiens. Trotz der enormen Öleinnahmen und des Nichtvorhandenseins von Sozialleistungen, haben die königlichen Ausschweifungen seit den frühen 80er Jahre riesige Haushaltslöcher gerissen. 1982 hatte Saudi Arabien noch £106 Mrd. [ca. DM 300 Mrd.] an Devisenreserven. Heute belaufen sich seine Schulden auf den doppelten Betrag, und übersteigen somit das Bruttoinlandsprodukt. Das Pro-Kopf-Einkommen ist von £9.600 im Jahre1980 (höher als das der USA) auf £3.650 im Jahre 1999 (ein Fünftel des der USA) gesunken. Entscheidend aber ist, dass die Schulden gekoppelt mit der wirtschaftlichen Stockung es Studienabgängern verunmöglichen, einen Platz in der Staatsbürokratie zu ergattern. Bereits ein Drittel aller saudischen Männer (400.000) findet sich ohne Arbeit, bei den Frauen beträgt die Rate 95%. Jahr für Jahr gehen zusätzliche 100.000 männliche Saudis auf die Suche nach Jobs, die es einfach nicht gibt.

Die Sauds sitzen in der Falle. Sie können keine zusätzlichen Einnahmequellen durch Steuererhöhungen erschließen aus Angst, dies könnte verstärkt Forderungen nach politischer Repräsentation hervorrufen. Riesige Geldsummen sind für Waffendeals in Milliardenhöhe und die Schuldentilgung auf Jahre verplant. Versuche, die Millionen, die an die königlichen Prinzen und Prinzessen jede Woche überwiesen werden, zu kürzen, stießen auf erbitterten Widerstand und drohten, vorhandene Streitigkeiten innerhalb der königlichen Familie um die Nachfolge des kränkelnden König Fahd offen zu legen. Zu alledem kam, dass die Ölpreise im Oktober auf $17 pro Fass absackten. Saudi Arabien braucht $21 pro Fass ohne Produktionseinschränkung, nur um die Staatsausgaben zu decken, und einen weitaus höheren Preis, um seine Schulden zu tilgen und alle übrigen Rechnungen zu begleichen.

Die Sauds können diesmal die Opposition nicht aufkaufen. Sie sind gefangen im Schraubstock ihrer eigenen Gier, Korruption und Ergebenheit den USA gegenüber. Die Opposition bleibt jedoch fragmentiert – zwischen den Wahabis im Gegensatz zu den übrigen Sunniten und Schiiten, zwischen den Regionen, zwischen den Städten und den ländlichen bzw. Beduinengemeinschaften, zwischen Islamisten und Säkularisten. Die Opposition wird darüber hinaus durch ihre kleinbürgerliche Führung behindert, die sich vor einer Massenmobilisierung fürchtet.

Nichtsdestotrotz werfen die US-Behörden einen nervösen Blick auf ihren Schlüsselverbündeten am Golf, den ihre Bombardierung Afghanistans weiter zu destabilisieren droht. Sie geben offen zu, dass ein Eingreifen nötig werden könnte, um das in ihren Augen ihnen gehörende Öl zu schützen. Ein Sprecher des Pentagons sagte neulich, dass die USA ‚die Ölfelder übernehmen‘ würden, sollten die Sauds gestürzt werden. Was die USA weniger gerne zugeben werden, ist, dass ihre unerschütterliche und weitgehend unkritische Unterstützung der Sauds seit nunmehr 60 Jahren einen Zustand des Irrsinns verewigt hat, der direkt zur Greueltat der Zwillingstürme geführt

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