Den Finger am Abzug

Der Hamburger „Anti-Terror“-Einsatz machte Jagd auf drei völlig unschuldige Männer. Sie kamen nur deshalb ins Visier der Polizei, weil sie Arabisch sprachen.

Es gehört nicht viel dazu, in Deutschland des Terrorismus verdächtigt und von der Polizei gejagt zu werden. Einen harmlosen Scherz zu reißen und einen Rucksack zu tragen reicht schon. Genau das ist drei jungen Männern in Hamburg passiert. Und das hat auch ausgereicht, eine Großstadt in Terrorangst zu versetzen.

Aufgrund vager Hinweise eines Passanten, der behauptete, er hätte„verdächtige“ Fetzen eines Gespräches der drei Arabisch sprechenden Männer aufgeschnappt, löste die Polizei einen Großeinsatz aus. „Im ganzen Stadtgebiet stürmten schwer bewaffnete Mitglieder des Mobilen Einsatzkommandos Wohnungen, nahmen Verdächtige auf U-Bahnhöfen oder direkt auf der Straße fest“, berichtete die Hamburger Morgenpost. Auch Moscheen mussten Razzien über sich ergehen lassen. Über 1.000 Polizisten sperrten die Verkehrsknotenpunkte ab und kontrollierten mit der Waffe in der Hand Fahrzeuge.

Innenminister Schily lobt den Einsatz und die Videoüberwachung. Sie habe es ermöglicht, die „Verdächtigen“ zu fassen. Dabei haben sich zwei der Männer selbst bei der Polizei gemeldet.

Auf alle drei wurde eine Hetzjagd gestartet: Die Polizei verteilte Steckbriefe auf der Straße, die auch im Fernsehen, in Zeitungen und im Internet veröffentlicht wurden. Obwohl sie vollkommen unschuldig sind, können sich die drei wohl nirgendwo mehr blicken lassen, ohne von Passanten, Nachbarn, Kollegen schief angesehen zu werden.

Auch alle andren von der Polizei überprüften Personen waren unverdächtig. Diejenigen, deren Wohnungen durchsucht wurden, müssen damit rechnen, von nun an bei den verängstigten Nachbarn, beim Vermieter oder Arbeitgeber als potentieller Terrorist zu gelten.

Obwohl es nicht den kleinsten Hinweis auf Anschlagspläne in Deutschland gibt, werden Vorurteile gegen arabisch aussehende Menschen geschürt. Seit dem 11. September 2001 müssen vor allem Frauen mit Kopftuch sich auf der Straße beschimpfen, manchmal bespucken lassen.

Untersuchungen belegen, dass Feindseligkeit und Gewalt gegen Muslime stark zugenommen haben. Die Reaktion des Innenministers auf dieses „Anti-Terror“-Fiasko: Schily fordert noch mehr Überwachung.

Gleichzeitig beteiligt sich die deutsche Regierung am Krieg im Irak, indem sie irakische Offiziere an der Bundeswehrakademie in Hamburg ausbilden lässt. Sie werden in der „Aufstandsbekämpfung“ geschult, damit sie die US-Armee bei Straßenkämpfen und in der Führung der irakischen Militärgefängnisse unterstützen können.

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