Strafen führen zu mehr Gewalt

Die Zeit der „Kuschelpädagogik“ sei vorbei, meint die Berliner CDU. Auch der Berliner SPD-Innensenator Körting fordert härtere Strafen für jugendliche Gewalttäter.

Doch diese Politik ist in den USA bereits gescheitert. Die Kriminalität steigt, obwohl über 2 Millionen Menschen in US-Gefängnisse gesperrt sind. 1980 waren es 500.000.

Zudem sind heute nicht mehr Jugendliche gewalttätig als früher. Fast alle der über 400.000 Kinder und Jugendliche, die die deutsche Polizei letztes Jahr eines Verbrechens verdächtigte, sollen Eigentumsdelikte begangen haben. Mehr als der Hälfte wurden des Ladendiebstahls beschuldigt.

Der Leiter des Berliner Jugendgefängnisses Fiedler bestätigt: „Es gibt keinen Trend zu mehr Gewalt. Die Angst vor Verbrechen ist stark gestiegen – aber ohne Entsprechung in der Realität.“ Dennoch sind 40 Prozent aller Gewalttäter unter 21. Viele von ihnen bestehlen und verprügeln andere als Mutprobe, um Anerkennung zu bekommen, erklärt der Soziologe Wilhelm Heitmeyer.

Diese wird für viele wichtiger, je geringer ihre Aussicht auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz ist. Je schlechter die gesellschaftliche Stellung der Familien ist, desto schlechter sind die Noten der Kinder in der Schule. Die Kürzungen an Schulen und Armut durch Hartz IV machen es vielen Jugendlichen immer schwerer, diese Probleme zu lösen.

Der steigende Druck entlädt sich in den menschlichen Beziehungen. Am öftesten kracht es innerhalb der Familie, wo drei von vier Gewalttaten geschehen.

Polizei und Gefängnis können die Ursachen von Kriminalität nicht bekämpfen, egal wie brutal der Staat vorgeht und egal wie hoch die Strafen sind. Jugendliche verlassen das Gefängnis meist wütender, verzweifelter und brutaler als vorher. Deshalb führen die Vorschläge der Politiker zu mehr Gewalt, statt zu weniger.

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