Wut auf der Straße

Auf die Bombardierung des Irak folgten die größten Friedensdemonstrationen, die Deutschland jemals gesehen hat.

Infos über Aktionen

www.montagsdemonstrationen.net

www.friedenskooperative.de

Die ersten Bomben, die in der Nacht zum 20. März auf Bagdad abgeworfen wurden, läuteten den Tag X ein. Um gegen den Angriff der USA zu protestieren, kamen am Donnerstag Vormittag zehntausende von Schülern aus Berlin und Brandenburg zum Alexanderplatz, wo eine große Fahne mit der Taube der Fridensbewegung wehte. Durch das Dauerpfeifkonzert hindurch war der Spruch zu hören: "U-S-A, internationale Völkermordzentrale!”
Andere trugen Transparente mit Aufschriften wie "Kein Blut für Öl”, "Stoppt das Morden”, "Bush ist Kriegstreiber Nr. 1” und "Bundeswehr raus aus der Golfregion”.
Alia ist seit 6 Uhr morgens auf den Beinen: "Wir haben vor der Schule Flugblätter verteilt, sind mit dem Megaphon durch die Klassen gerannt. Als wir aus der Schule gingen, waren wir schon mehrere Hundert”.
Auf dem Marsch zum Brandenburger Tor wuchs die Demonstration auf 70.000 Menschen an. Mit einem "Die In” wollten die Schüler an zivile Opfer erinnern: Als eine Sirene ertönte, legten sich alle auf den Boden. "So sieht ein Massaker an der Bevölkerung des Irak aus”, rief die Sprecherin ins Megafon.
Zeitgleich strömten zehntausende ins Stuttgarter Stadtzentrum. Neben vielen Schülern marschierten auch Menschen, die wie die 78-jährige Irene selbst Krieg erlebt haben: "Ich weiß, was es heißt, voller Angst im Keller zu hocken, während oben die Bomben einschlagen. Es gibt nichts Schrecklicheres.” Wie viele hier beteiligt sie sich zum ersten Mal an einer Demonstration: "Wenn ich sehe, was der Bush da macht, kann ich nicht zuhause bleiben”. Wenig Tage später blockieren Aktivisten in Stuttgart kurzeitig den Eingang zum EUCOM – der Kommandozentrale der US-Armee in Europa. Blockadeaktionen sind ein fester Bestandteil der Friedensbewegung geworden. Auch vor der Rhein-Main-Airbase in Frankfurt setzten sich 1.500 Kriegsgegner auf die Straße.
Der Tag X war nur der Auftakt. Täglich hat es seitdem Demonstrationen von hundertausenden in ganz Deutschland gegeben – selbst in kleinen Gemeinden.
Auf den Demonstrationen waren auch tausende Menschen arabischer Herkunft. In Hamburg und Hannover sprachen Vertreter der palästinensischen Gemeinden. Sie wissen aus eigener Erfahrung, was die irakischen Menschen jetzt erleiden. In den besetzen Gebieten geht die israeliche Armee mit Bombern, Panzern und Kampfhubschraubern gegen Zivilisten vor. Die Palästinenser fliehen und werden wie seit dreißig Jahren militärisch vertrieben.
Spätestens seit Samstag ist klar: Die Antwort auf den Beginn des Krieges ist eine Friedensbewegung, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Mit dieser breiten Ablehnung wird Bush rechnen müssen – ebenso wie die Bundesregierung. Keine Demonstration, auf der nicht die Sperrung des deutschen Luftraumes für das amerikanische und britische Militär gefordert wurde. Diese Maßnahme würde die amerikanische Kriegsmaschine empfindlich treffen.
Indem diese Bewegung wächst, steigt der Druck auf Schröder, seiner Friedensrhetorik endlich Taten folgen zu lassen. Sorgen wir gemeinsam dafür, dass es so bleibt.

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