Wettbewerb vernichtet Arbeitsplätze


Angeblich unabhängige „Wirtschaftsexperten“ erzählen, was die Bosse uns glauben lassen wollen: der Markt löse alle Probleme, die Lohnabhängigen müssten den Gürtel enger schnallen. Der Linksruck-Wirtschaftsweise sagt, was sie verschweigen. In jeder Ausgabe.

Als der Vorstand von Volkswagen ein „tief greifendes Restrukturierungsprogramm“ ankündigte, war das nicht nur eine der vielen Meldungen, die gut für Börsianer und schlecht für Arbeiter sind. Der Plan der Manager, massiv Personal abzubauen und die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich um 6,2 Stunden pro Woche zu erhöhen, schlug ein wie eine Bombe. Denn die „Restrukturierung“ findet im Kerngebiet der weltweit größten Gewerkschaft IG Metall statt.

Schwerpunkt der Konzernsanierung ist das Volkswagen-Stammwerk in Wolfburg. Dort sind über 90 Prozent der Kollegen Gewerkschafter. Auch andere westdeutsche Standorte, an denen der gewerkschaftliche Organisationsgrad hoch ist, sind betroffen. Volkswagen droht, 20.000 der 100.000 Arbeitsplätze in Deutschland zu vernichten.

Dabei versprachen die Bosse vor zwei Jahren, bis 2011 alle Arbeitsplätze in Deutschland zu erhalten, wenn die Belegschaft Verschlechterungen beim Vergütungssystem und den Arbeitszeiten akzeptiert. Betriebsrat und IG Metall stimmten zu.

Das Sanierungsprogramm hat einen Systemwechsel eingeleitet, der letztes Jahr mit der Berufung von Wolfgang Bernhard als Marken-Chef begann: Die Konsenssuche mit Betriebsrat und Gewerkschaft ist aufgekündigt.

Bis 2004 war Bernhard bei Chrysler unter anderem für „Kosten“ verantwortlich. Diese senkte er um mehrere Milliarden pro Jahr, indem er 26.000 Arbeitsplätze strich.

Als er zu Volkswagen wechselte, stieg die Aktie zeitweise um 6 Prozent. Den Grund nannte der Börsenanalyst der Bank WestLB Lars Ziehn: „Bernhard ist bekannt als jemand, der rigoros durchgreift und die Kosten drückt.“

Hintergrund der Sanierung von Volkswagen ist der harte internationale Konkurrenzkampf der Autobauer. Die Markt ist gesättigt: weltweit gibt es eine Überkapazität in der Produktion von 20 Prozent. Der deutsche Markt schrumpft ebenso wie der europäische.

Es kann mehr produziert als gekauft werden: eine typische Ursache von Krisen im Kapitalismus, wie bereits Karl Marx erklärt hatte.

Deswegen weniger Autos zu bauen, ist für die Bosse keine Alternative. Denn wer weltweit bestehen will, muss immer mehr Modelle, immer billiger und immer schneller herstellen als die Konkurrenz.

Das Ziel der Volkswagen-Bosse ist, die Umsatzrenditen anderer Autokonzerne zu erreichen. Die Umsatzrendite gibt an, wie hoch der Anteil des Gewinns am Umsatz ist. Bei Porsche sind es 17 Prozent, bei Toyota 10,2, bei Nissan 9,9 – bei Volkswagen aber „nur“ 1,8 Prozent.

Die Umsatzrendite zu steigern, bedeutet Einsparungen durch weniger Personal, weniger Lohn, längere Arbeitszeit. „Wir müssen heute handeln, um morgen den verschärften Angriffen unserer Wettbewerber erfolgreich begegnen zu können“, sagte Vorstandsvorsitzender Pischetsrieder dieses Jahr.

Volkswagen ist ein Beispiel dafür, dass Konkurrenz zwar das „Geschäft belebt“, aber auf Kosten von Arbeitsplätzen und Löhnen. Daran können auch Zugeständnisse an die Bosse nichts ändern.

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