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Die Zeitung Linksruck wird von einem Netzwerk von Aktivisten in der neuen Linken herausgegeben. Yaak Pabst erklärt, wie eine Alternative zum Kapitalismus aussehen kann.


Ein Aktivist des Linksruck-Netzwerks bietet auf der Demonstration gegen den NPD-Aufmarsch am 8. Mai 2005 in Berlin die Zeitung an

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Wieso ist Linksruck gegen den Kapitalismus?

Der Kapitalismus verhindert eine sozial gerechte, demokratische und auf Nachhaltigkeit beruhende Gesellschaft.

Wie würde die Welt aussehen, wenn man die gegenwärtigen sozialen Strukturen auf ein Dorf mit 100 Einwohnern übertragen würde? 6 Menschen besitzen 59 Prozent des Reichtums, 80 leben in Slums, 70 können nicht lesen, 50 leiden Hunger, nur einer hätte einen Universitätsabschluss und ebenfalls einer besäße einen Computer. Der Kapitalismus erzeugt große Ungerechtigkeit. 458 Menschen besitzen mehr, als über 3 Milliarden andere.

Diese gigantische Kluft zwischen Arm und Reich gibt es in jedem Land, auch in Deutschland. Die Ungerechtigkeit ist so groß wie nie zuvor in der Geschichte.

Die reichsten Menschen besitzen viel mehr, als sie jemals ausgeben können. Gleichzeitig gibt es Menschen in Deutschland, die hungern, weil sie arm sind. Trotzdem wollen CDU- und SPD-Politiker das Arbeitslosengeld II senken. Viele Arbeitslose müssen für einen Euro pro Stunde arbeiten.

Der Kapitalismus ist verrückt, weil er gleichzeitig den größten Reichtum aller Zeiten geschaffen hat. Laut Berechnungen der UNO wird heute genug Nahrung produziert, um sieben Mal so viele Menschen zu ernähren, wie auf der Welt leben. Trotzdem stirbt alle drei Sekunden ein Mensch an Hunger oder leicht heilbaren Krankheiten. Die Produktivität der deutschen Wirtschaft ist seit 20 Jahren ständig gestiegen. Trotzdem verdienen die meisten heute weniger als vor 20 Jahren.

Wir sind antikapitalistisch, weil in dieser Welt der Wahnsinn System hat und das System heißt Kapitalismus.

Warum ist der Kapitalismus so?

Wer das System verstehen will, muss zu Karl Marx zurückkehren. Er erklärte vor 150 Jahren, warum der Kapitalismus immer Reichtum schafft und ihn gleichzeitig immer mehr Menschen vorenthält: „Je mehr der Arbeiter produziert, er um so weniger zu konsumieren hat, dass, je mehr Werte er schafft, er um so wertloser, und so unwürdiger wird.

Die Arbeit produziert Wunderwerke für die Reichen, aber sie produziert Entblößung für den Arbeiter. Sie produziert Paläste, aber Höhlen für den Arbeiter. Sie ersetzt die Arbeit durch Maschinen, aber sie wirft einen Teil der Arbeiter zu einer barbarischen Arbeit zurück und macht den anderen Teil zur Maschine.“

Diesen Kapitalismus gibt es heute weltweit. Unter ihm leiden junge Textilarbeiterinnen in Indonesien oder Mittelamerika, die für einen Euro am Tag teure Designerkleidung nähen, die sie niemals tragen können.

Oder Inder, die ihr Land an die Agrar-Industrie verlieren und ihre gesamte Ernte an sie abgeben müssen, oder Opel-Arbeiter in Bochum, die entlassen werden, weil weltweit „zu viele“ Autos hergestellt werden.

Der Grund ist, dass im Kapitalismus nicht für Menschen, sondern für Profit produziert wird. Kapitalisten investieren nicht dort, wo etwas gebraucht wird, sondern dort, wo sie Profit erwarten.

Dafür müssen sie Kapital anhäufen. Die Konkurrenz zwingt das Kapital, ausschließlich Profitmaximierung zu betreiben. Deshalb wird der Reichtum nie für die Menschen eingesetzt.

Gibt es Alternativen?

Wenn wir nur die dringendsten Probleme lösen wollen, ist eine Gesellschaft ohne Kapitalismus notwendig. Die Wirtschaft muss demokratisch kontrolliert werden.

Das würde den blinden Wettbewerb beenden und es den Menschen ermöglichen, gemeinsam die drastischen Schritte einzuleiten, die zur Bekämpfung von Armut, Arbeitslosigkeit, Krieg und Umweltkatastrophen notwendig sind. Wenn man die Automobil- und Ölkonzerne entmachtet, kann die gesamte Energie aus regenerativen Quellen wie Sonne, Wasser, Wind gewonnen werden. Um eine andere Welt zu schaffen, brauchen wir eine demokratische Wirtschaft ohne Konkurrenz und Profit.

Ist das möglich?

Ja, durch die radikale Veränderung der Machtverhältnisse, durch eine Revolution. So etwas kann nicht auf dem Papier ausgearbeitet und an die Herrschenden weitergereicht werden. Die wischen sich mit unseren Ideen den Hintern ab.

Erste Schritte zu einer Revolution von unten, die die Welt verändern kann, sehen wir heute in Lateinamerika. In Venezuela verhinderte 2002 eine Massenbewegung einen Putsch gegen den linken Präsidenten Hugo Chavez.

In Bolivien organisierten die Menschen in den letzten Jahren eine Welle von Protesten, großen Demonstrationen, Streiks und Straßenblockaden.

Gewerkschafter, Minenarbeiter, Lehrer, Studierende, Bauern, Schüler, Angestellte des Gesundheitswesens und viele arme Indios kämpften für die Verstaatlichung der Gasquellen.

Durch diese Bewegung wurde Evo Morales Präsident und wegen dieser Bewegung hat er im Mai alle 56 Erdölund Gasfelder verstaatlicht. Nur die große Mehrheit, die durch den Kapitalismus ausgebeutet und unterdrückt wird, kann sich selbst befreien. Oder wie Marx es ausdrückte: Sozialismus ist die Selbstbefreiung der Arbeiterklasse.

Was bedeutet „Selbstbefreiung der Arbeiterklasse“?

Wenn soziale Bewegungen groß werden, bilden die Kämpfenden immer wieder Strukturen, um ihren Kampf organisieren zu können. Das sind Streikkomitees oder Arbeiterräte. In Lateinamerika Assambleas oder Cordones. Während der Aufstände in Bolivien letztes Jahr, begannen die Menschen sich in Nachbarschaftskomitees zu organisieren. Dort sprachen sie darüber, ob die Menschen das Land selbst regieren könnten.

Solche demokratischen Organe der Bewegungen sind die Grundlage für eine wirklich demokratische Gesellschaft. Wenn sie sich gegen eine Regierung durchsetzen, haben sie die Chance, eine Rätedemokratie aufzubauen:

Eine sich selbst verwaltende Gesellschaft, in der Menschen sich am Arbeitsplatz und im Stadtviertel organisieren, um ihr Leben durch demokratische Entscheidungen zu selbst zu bestimmen.

Sozialismus kann nur von unten erkämpft werden. Denn die Basis für eine andere Gesellschaft entsteht in der Bewegung, die eine andere Gesellschaft erkämpfen will. Deshalb können wir nicht genau voraussagen, wie eine andere Welt aussehen wird, weil die Menschen die diese Welt schaffen, das entscheiden müssen.

In der DDR sah der Sozialismus anders aus

Ja. Die kapitalistische Konkurrenz gab es indirekt durch den Rüstungswettlauf mit der Nato auch damals. Eine staatliche Wirtschaft macht noch keinen Sozialismus.

Entscheidend ist, wer die Produktionsmittel kontrolliert. In der DDR waren das nicht die Arbeiter, sondern die Partei- und Staatsbürokratie.

Deshalb sprechen die Gewerkschaften und sozialen Bewegung in Venezuela und Bolivien darüber, wie sie weiter Druck auf Chavez und Morales machen können. Denn Verstaatlichung und Ausweitung der Mitbestimmung sind noch lange kein Sozialismus. Die Arbeiter wollen die Kontrolle über die Produktion bekommen.

Ihr wollt den Kapitalismus stürzen und baut die Linke auf? Wie passt das zusammen?

Man kann Menschen nicht so lange missionieren, bis sie den Kapitalismus abschaffen wollen. Sie müssen die Notwendigkeit und die Chance, die Welt zu verändern, in politischen Bewegungen selbst erleben. Deshalb ist Linksruck aktiv in der WASG und will eine geeinte antineoliberale Partei mit der Linkspartei aufbauen. Deshalb sind wir gegen den Antritt der Berliner WASG zur Abgeordnetenhauswahl konkurrierend zur Linkspartei.

Nur eine geeinte, starke Linke kann den Aufbau einer antineoliberalen Bewegung nennenswert stärken. Linksruck will den Kampf um Reformen aufbauen, um einen Kampf für grundlegende Veränderungen erreichen zu können. Aus den kleinen Bewegungen von heute können die großen Bewegungen von morgen entstehen, die eine andere Welt erkämpfen können.

Linksruck ist Teil der weltweiten Bewegung, die angetreten ist, die Macht der Konzerne zu brechen und Linksruck baut die neue Linke auf.

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