Streik … und sie haben verdammt Recht

Die Metallarbeiter in Ostdeutschland streiken für Gerechtigkeit. "Ein ganzes Jahr haben wir gratis gearbeitet, seit wir die Marktwirtschaft haben. Das reicht", meint Jürgen Jäger, Vertrauensmann beim Druckmaschinenhersteller MAN Plamag Plauen.
Am 16. Juni hat die IG Metall den Streik um die 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland ausgeweitet. Neben den sächsischen Metallarbeitern streiken jetzt auch Kollegen im Ostteil von Berlin und in Brandenburg.
Die Metallarbeiter in der Stahlindustrie haben die 35-Stunden-Woche schon erkämpft. Die Bosse der Metall- und Elektroindustrie haben noch kein Angebot vorgelegt. Sie behaupten, der Streik sei zu teuer, gefährde Jobs.
Im Gegenteil, sagt die IG Metall: "Die Ost-West-Angleichung der Arbeitszeit würde in der ostdeutschen Metall-, Elektro- und Stahlindustrie rund 15.000 zusätzliche Arbeitsplätze sichern und schaffen." Zurzeit arbeiten dort 309.000 Menschen.
Die Erfahrung im Westen deckt diese Aussage. In Westdeutschland haben die Metallarbeiter 1985 die Arbeitszeitverkürzung erstreikt. Als sie 1996 endgültig kam, hat die 35-Stunden-Woche rund 300.000 Arbeitsplätze gesichert und geschaffen.
In den 90er Jahren streikten die französischen Arbeiter für die Arbeitszeitverkürzung. Nach einer Einschätzung des französischen Arbeitsministeriums vom Juli 2001 hat die Einführung der 35-Stunden-Woche die Schaffung von etwa 265.000 neuen Arbeitsplätzen in Frankreich ermöglicht.
Die Erfahrungen aus Frankreich und Westdeutschland zeigen: Arbeitszeitverkürzung ist ein wirksames Rezept gegen Massenarbeitslosigkeit. Wenn die Arbeitszeit auch in anderen Branchen gekürzt werden würde, könnte die Arbeit auf viele Schultern verteilt werden und viele neue Jobs entstehen. Das schmeckt den Bossen nicht: sie müssten die neuen Arbeitsplätze bezahlen. Darum brauchen die Metallarbeiter im Osten Solidarität.

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