Das Europäische Sozialforum (ESF) ist der richtige Ort für alle, die sich wehren wollen, schreibt Christine Buchholz.
InfosDas ESF findet vom 12. bis zum 15. November an vier Orten im Raum Paris statt: Bobigny, Ivry, La Villette und St. Denis. Am 12. 11. findet vor Beginn des ESF die Versammlung für die Rechte der Frauen statt, am 16. 11. die Versammlung der sozialen Bewegungen. Beide Treffen werden vom ESF unterstützt. Transport Anmeldung Übernachtung |
Stichwort: SozialforumDas erste Weltsozialforum mit 10.000 Teilnehmern fand Anfang 2001 in Porto Alegre in Brasilien statt. Gleichzeitig zum Weltwirtschaftsgipfel der Bosse und Politiker im schweizerischen Davos trafen sich Kritiker der kapitalistischen Globalisierung aus der ganzen Welt, um über Alternativen zu einer Wirtschaftsordnung zu reden, die Ausbeutung, Sozialabbau, Krieg und Hunger hervorbringt. |
In weniger als 14 Tagen beginnt das zweite Europäische Sozialforum in Paris. Zehntausende Menschen aus ganz Europa werden sich dort treffen, um Möglichkeiten für erfolgreichen Widerstand und Alternativen zu Sozialabbau und Krieg zu besprechen. Das Sozialforum wird in ganz Europa von Gewerkschaftern, Kriegsgegnern, Antirassisten und Globalisierungskritikern aufgebaut. Der Erfahrungsaustausch dort wird auf diese sozialen Bewegungen zurückwirken.
Im letzten November kamen mehr als 60.000 Menschen zum ersten ESF nach Florenz. Die Debatten dort waren von den politischen Erfahrungen der italienischen sozialen Bewegungen geprägt. Die italienischen Gewerkschaften hatten im Sommer zuvor Millionen zu Demonstrationen gegen den Sozialabbau der Regierung Berlusconi mobilisiert.
Das zweite zentrale Thema in Florenz war der Widerstand gegen den bevorstehenden Krieg der USA gegen den Irak. Zum Abschluss des ESF demonstrierten eine Million Menschen gegen den Krieg. Und das Treffen der sozialen Bewegungen am Tag darauf verbreitete den Vorschlag, am 15. Februar weltweit gegen den Krieg auf die Straße zu gehen. Diese Idee wurde in die ganze Welt getragen, und der 15. Februar 2003 wurde zum größten weltweiten Protesttag, den es je gegeben hat.
Seitdem ist viel passiert. Kriegsgegner aus ganz Europa können jetzt in Paris ihre Erfahrungen austauschen und anfangen, an einer Kampagne gegen die Besatzung des Irak zu arbeiten. Aus Polen werden Bergarbeiter nach Paris kommen, die sich im Streik befinden, weil ihre Zechen im Zuge des EU-Beitritts von Polen geschlossen werden sollen. In Frankreich selbst haben die Gewerkschaften dieses Jahr die größte Streikbewegung seit 1968 organisiert, um gegen eine Rentenkürzung zu kämpfen, die den Plänen der deutschen Regierung sehr ähnlich ist. Im Sommer weitete die Mediengewerkschaft den Streik aus und legte die Theaterfestivals in ganz Frankreich lahm.
Diese Kämpfe waren nur ein Teilerfolg, aber sie haben die Regierung gezwungen, alle weiteren Kürzungen zu verschieben.
Im Spätsommer kamen 350.000 Menschen aus ganz Europa ins südfranzösische Larzac, um die Freilassung des prominenten Bauernführers José Bové zu feiern. Er hatte wegen einer Aktion gegen McDonalds im Gefängnis gesessen.
Mit dem Rückenwind dieser Ereignisse mobilisieren jetzt tausende dieser Aktivisten für das Europäische Sozialforum. Die Organisatoren des ESF erwarten 80.000 Teilnehmer. Du kannst einer von ihnen sein.