Das Leben geht weiter

Ein preisgekrönter spanischer Film stellt dar, wie arbeitslose Werftarbeiter versuchen, Menschen zu bleiben.Nachmittags am Tresen, Sergei erzählt einen Witz: "Treffen sich zwei Parteigenossen. Sagt der eine: ‚Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion haben wir gemerkt, dass alles, was man uns vom Sozialismus erzählt hatte, gelogen war.’ ‚Viel schlimmer’, sagt der andere, ‚wir haben gemerkt, dass alles, was man uns über den Kapitalismus erzählt hatte, gestimmt hat.’"

Für einen Moment schafft es der Russe, seine ehemaligen Arbeitskollegen aufzuheitern. Ansonsten haben er und seine Freunde aus der Bar nicht viel zu lachen, denn die bittere Realität des Kapitalismus hat auch sie getroffen.

Ihr Arbeitsplatz, eine Werft im nordspanischen Vigo, ist geschlossen worden. Die Kollegen haben hart gekämpft, den Betrieb besetzt, sich mit der Polizei geprügelt, aber verloren. Auf dem ehemaligen Werftgelände sollen jetzt Luxuswohnungen gebaut werden. Für die ehemaligen Arbeiter hat niemand Verwendung.

Jede Woche fahren sie mit der abgehalfterten Fähre auf die andere Seite der Bucht, um sich auf dem Arbeitsamt zu melden. Alle haben mit dem demütigenden Gefühl zu kämpfen, nutzlos geworden zu sein.

Die Stärke des Films "Montags in der Sonne" liegt darin, dass der baskische Regisseur Fernando Leon de Aranda lebendig darstellt, wie verschieden die Menschen mit der Demütigung umgehen, und dass er sie in ihrer eigenen Sprache reden lässt. Santa, der kämpferischste von allen, weigert sich monatelang vor Gericht, eine Strafe dafür zu zahlen, dass er während der Kämpfe eine Straßenlaterne kaputt gemacht hat.

Santas Freund Lino kämpft lieber um einen neuen Job als gegen den Staat. Doch für die Stellen, die in der Zeitung stehen, ist er zu alt. Also plündert er den Kleiderschrank seines Sohnes und färbt sich die Haare für das nächste Vorstellungsgespräch.

Reina hat wieder Arbeit gefunden: Er schiebt Nachtschichten als Wachmann. Er meint, jeder könne das schaffen, weil er es auch geschafft hat. Santa nervt das, aber er bleibt ruhig, denn von der Baustelle aus, die Reina bewacht, können die Freunde sich die Fußballspiele im benachbarten Stadion ansehen.

"Montags in der Sonne" erzählt vom Schicksal der immer weiter wachsenden Armee der Arbeitslosen. Dafür lässt er sich viel Zeit. Die eindrucksvollen Bilder vom Arbeitskampf stehen gleich am Anfang, schwermütige Musik nimmt das Scheitern vorweg. Aber dann ergeben sich der weitere Zusammenhang und die Geschichte der Freunde erst aus den kurzen Szenen aus dem Alltag der Arbeitslosen.

Für diese Szenen hat Fernando Leon de Aranda im benachbarten Gijon recherchiert, wo Ende der 90er eine Werft besetzt wurde. Von dort stammen auch die Filmaufnahmen. Er hat sich mit Arbeitslosen getroffen und ihnen zugehört, wie sie sich unterhielten. Nachdem er den Film beendet hatte, hat er ihn zuerst diesen Menschen gezeigt, in einer großen Halle mit 2000 Arbeitern und Arbeitslosen.

Die Zuschauer waren begeistert. "Das Einzige, was ihnen nicht gefallen hat", berichtet der Regisseur, "war der Umstand, dass unser Held Santa die von ihm zerstörte Straßenlaterne doch noch bezahlt hat: ‚Wir hätten nicht bezahlt!’"

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