Die Lügen der Metallbosse

Die Metallarbeitgeber machen eine Kampagne gegen die IG Metall. Linksruck antwortet auf ihre Behauptungen.

Lüge I: Längere Arbeitszeiten bringen mehr Jobs

In der Metalltarifrunde fordern die Arbeitgeber längere Arbeitszeiten bis zu 40 Stunden pro Woche. Nach einer Studie der Gewerkschaft IG Metall wären bei einer generellen Rückkehr zur 40-Stunden-Woche 435.000 Arbeitsplätze gefährdet. Wer seinen Job behält, müsste die Arbeit der Entlassenen mit erledigen.
Die Unternehmer wollen, dass länger gearbeitet wird, obwohl der technische Fortschritt und die steigende Produktivität es ermöglichen, in immer kürzerer Zeit immer mehr zu produzieren. 2000 wurden in Deutschland 3 Milliarden Arbeitsstunden weniger geleistet als 1991. Trotzdem ist die Produktivität der Wirtschaft gestiegen.
Der wahre Grund für de Verlängerung der Arbeitszeiten ist die Profitgier der Bosse. Jeder Arbeiter verbringt nur einen Teil seines Arbeitstages damit. Waren und Dienstleistungen herzustellen, deren Wert seinem Lohn entsprechen. Den Rest der Zeit müssen wir für den Kapitalisten arbeiten. Wir erhöhen damit den Mehrwert, den sich der Boss in die Tasche steckt.
Deshalb versuchen die Bosse ständig, den Teil des Arbeitstages zu verlängern, an dem wir für sie Mehrwert produzieren.

Lüge II: Mehr Profite bringen mehr Jobs

Mit der Arbeitszeitverlängerung sollen die Profite der Unternehmer erhöht werden. Doch Profite werden oft nicht investiert, und Investitionen bringen meistens keine Arbeitsplätze.
Denn Unternehmen schaffen nur Arbeitsplätze, wenn sie davon zusätzliche Gewinne erwarten. Doch die Weltwirtschaft kommt gerade aus ihrer vierten großen Krise seit Beginn der 70er. In vielen Branchen gibt es große Überkapazitäten.
Beispielsweise haben Mobilfunk-Konzerne in den letzten Jahren mehr als 90 Milliarden Euro ausgegeben, um die deutschen Telekommunikationsnetze auszubauen. Diese sind jetzt jedoch nur zu 10 Prozent ausgelastet.
Selbst wenn Konzerne in die Produktion von Waren und Dienstleistungen investieren, vernichten sie damit oft noch mehr Arbeitsplätze. Von 1970 bis 2000 investierten Unternehmen aus Produzierendem Gewerbe, Handel und Verkehr in Westdeutschland fast 2,5 Billionen Euro. 1970 war in Westdeutschland fast niemand arbeitslos. Heute sind es in diesen Bereichen 2,7 Millionen Menschen.
Der Grund ist, dass ein großer Teil der Investitionen für so genannte "Rationalisierungen" verwendet wird. Durch bessere Maschinen wird die Produktivität erhöht und menschliche Arbeitskraft immer mehr überflüssig gemacht.
Von 1991 bis 2000 ist die Produktivität von Industriearbeitern in Deutschland um 75 Prozent gestiegen. Das Kapital nutzte diese Produktivität, um die Zahl der Industriearbeiter um ein Viertel zu vermindern.

Lüge III: Flächentarifverträge sind das Problem

Die Unternehmer wollen den Flächentarifvertrag abschaffen. Dieser ist eine schwer erkämpfte Errungenschaft der Arbeiterbewegung, um die Konkurrenz unter den Arbeitern zu mindern. Der Flächentarifvertrag legt für ganze Branchen einheitliche Mindeststandards fest, zum Bespiel für Arbeitszeiten und Urlaub. Dadurch sind solche Verträge zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern ein wertvoller Schutz, der verhindert, dass Arbeiter immer schlechtere Bedingungen akzeptieren müssen, um ihren Job nicht zu verlieren.
Die Unternehmer und Schröder behaupten, dass die Betriebsräte vor Ort viel mehr von den Interessen der Arbeiter wüssten, als die Gewerkschaftsführer. Deshalb solle es mehr Möglichkeiten geben, mit dem Unternehmen "betriebsnahe" Vereinbarungen außerhalb des Flächentarifvertrages zu treffen.
Doch ohne Flächentarifvertrag sind die Betriebsräte verschiedener Unternehmen erpressbar und können gegeneinander ausgespielt werden. Nur als Teil einer großen Gewerkschaft, die um den Flächentarifvertrag kämpft, können Betriebsräte zum Beispiel Solidarität mit Kollegen anderer Unternehmen organisieren. Dafür brauchen wir den Flächentarifvertrag.

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