Die "Weltunordnung"der NATO

"Der Angriff auf Serbien könnte
der Beginn eines Dritten Weltkriegs sein"
,
sagte der chinesische Präsident Jiang Zemin wenige Tage nach
Beginn des Bombardements. Die Einäscherung der chinesischen
Botschaft hat bei vielen die Angst geweckt, daß Zemin recht
haben könnte. Der indische Nationalist Vaypacee hat gleich
nach der Botschaftsbombardierung gesagt, daß "dies
der Beweis ist, daß wir mit der Entwicklung eigener Atombomben
recht haben".

Die Ausweitung des Balkankonfliktes
über Europa hinaus ist sehr unwahrscheinlich. Dennoch hat
der NATO-Angriff auf Jugoslawien die Spannungen und Brüche
in der Weltpolitik erheblich verschärft. Der NATO-Wahnsinn
macht die Welt nicht sicherer, sondern gefährlicher.

Rußland

Beispiel Rußland: Washington
bezeichnet Rußland offiziell als "strategischen Partner".
In Wirklichkeit gilt es als eine Bedrohung der langfristigen Interessen
der USA und wird dementsprechend behandelt.

Bei Rußland ist das offensichtlich. Mit der
Osterweiterung ist die NATO bis an die Grenzen der alten Sowjetunion
vorgestoßen. Als 1990 die Mauer fiel, wurde zwischen Rußland
und den Westmächten vereinbart, daß den abziehenden
Sowjettruppen keine NATO-Truppen folgen würden. Genau dies
passiert jetzt. Doch damit endet die Expansion nicht, der neue
eiserne Vorhang schiebt sich immer weiter nach Osten.

Vor einigen Wochen wurde am Rande der Feierlichkeiten
zum 50. Geburtstag der Allianz in Washington ein neues Pro-NATO-Bündnis
aus der Taufe gehoben. Georgien, Ukraine, Usbekistan, Aserbaischan
und Moldawien haben sich zusammengeschlossen, um GUUAM zu gründen,
ein Regionalbündnis, dessen Ziel es ist, die "wirtschaftlichen
und ökonomischen Verbindungen mit dem Westen zu stärken"
.
Was das heißt, sagt die Financial Times sehr klar:
"Ziel von GUUAM ist die Erschließung und Ausbeutung
der reichen Öl- und Gasvorkommen der Region, und zwar unter
Ausschluß Rußlands".
Zeitgleich sind Georgien,
Usbekistan und Aserbaischan aus dem russisch dominierten GUS-Sicherheitspakt
ausgetreten.

Interessen

Das deckt sich wiederum direkt mit den Interessen
der USA in der Region. Energieminister Bill Richartson erklärte
letzten November: "Es geht um Amerikas Energiesicherheit.
… Wir versuchen diese neuen unabhängigen Länder zum
Westen zu bewegen. Wir möchten sie in die westlichen wirtschaflichen
und politischen Interessen einbinden. … Wir haben eine beträchtliche
politische Investition am Kaspischen Meer gemacht, und es ist
wichtig, daß dabei die richtige Politik und der richtige
Pipelineverlauf rauskommt."

Der georgische Präsident Eduard Schewardnadse
hat gerade zugegeben, daß er eine zukünftige NATO-Mitgliedschaft
Georgiens mit dem NATO-Generalsekretär Solana diskutiert
hat.

Die Einkreisung Rußlands durch die NATO ist
ein Desaster für die russische Außenpolitik und destabilisiert
das Land zunehmend innenpolitisch. Doch die NATO nimmt politisches
Chaos in Rußland in Kauf, um ihre Interessen durchzudrücken.

Die "Neue Weltordnung" nach
dem Zusammenbruch des Ostblocks hat schnell einer "Neuen
Weltunordnung" Platz gemacht.

Um sicherzustellen, daß die NATO-Staaten bei
der Neuaufteilung der Welt einen großen Happen abbekommen,
ist Ruhe und (NATO)-Ordnung auf dem Balkan oberstes Gebot. Mit
Griechenland und Ungarn liegen zwei NATO-Staaten in direkter Nachbarschaft
zu Jugoslawien. Mit Slowenien, Rumänien und Bulgarien liegen
gleich drei NATO-Beitrittskandidaten in der Balkanregion.

Diese Ordnung soll jetzt mit der Brechstange
durchgesetzt werden, damit die langfristigen NATO-Interessen nicht
gefährdet werden. Das kostet nicht nur Tausenden von Serben
und Kosova-Albanern das Leben. Die wilde Jagd nach Märkten
und Profiten macht die Welt zu einem Pulverfaß.

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