Mexiko: Polizeieinsatz beendet Unistreik

Nach neuneinhalb Monaten Streik und Besetzung an der größten Universität Lateinamerikas haben am 6.2. rund 2500 Militärpolizisten das Gelände der staatlichen UNAM in Mexiko-Stadt gestürmt und 737 Studenten festgenommen. Der Polizeieinsatz war möglich geworden, nachdem es bereits am Dienstag zuvor zu gewalttätigen Ausschreitungen kam, als Streikende und Sicherheitskräfte sich eine stundenlange Straßenschlacht um ein besetztes Gebäude lieferten, in deren Verlauf 37 der Sicherheitskräfte z.T. schwer verletzt und 430 Streikende festgenommen wurden.
Die Studenten hatten die Universitätseinrichtungen am 20. April des vergangenen Jahres als Reaktion auf die geplante Einführung von Studiengebühren, Regelstudienzeiten und Privatisierungen besetzt und waren in unbefristeten Streik getreten. Schon früh wurde erkennbar, daß Regierung und Rektorat, die zur mexikanischen Staatspartei PRI gehören, an einer friedlichen Lösung des Konflikts nicht interessiert waren und den Streik zu einer politischen Schmutzkampagne gegen die im Bundesdistrikt Mexiko-Stadt regierende Mitte-Links-Opposition auszuschlachten versuchten.

Gespräche zwischen Oberstem Streikrat (CGH) und Rektorat kamen erst am 19. November zustande, als der ökonomische Schaden bereits in keinem Verhältnis mehr zum politischen Nutzen stand. Es war zugleich der Wendepunkt der Bewegung und das Startzeichen für den Vormarsch der Reaktion. Bis dahin hatten die Streikenden aber bereits den Verzicht auf Studiengebühren und die Entlassung des Rektors Barnés erkämpft.

Im Inneren des CGH zerrissen Konflikte zwischen den politischen Strömungen die Solidarität zwischen den Studenten.

Doch die Brutalität des Staates bei der Räumung der Uni einte die Studenten wieder. Eine Woche nach der Räumung der Universität demonstrierten fast 200.000 Menschen für die Freilassung der inhaftierten Studenten. Gut die Hälfte der Gefangenen wurde daraufhin freigelassen. Die Besetzung ist beendet, doch die Radikalisierung bleibt.

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