Philippinen: Kolonialmacht kehrt zurück

Im „Kampf gegen den Terror“ schicken die USA ihre Truppen in alle Welt. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit sind 700 US-Soldaten auf den Philippinen angekommen, um den Kampf gegen dortige muslimische Rebellengruppen zu unterstützen.

Die muslimische Unabhängigkeitsbewegung auf den Sulu-Inseln und auf Mindanao hat ihre Ursprünge in der spanischen Kolonialzeit. Aber an Bedeutung gewinnt sie seit Beginn des Bürgerkrieges in den 70er-Jahren.


Armee und Großgrundbesitzer finanzieren Privatarmeen, die „Vigilantes“ zur Bekämpfung der „kommunistischen Guerilleros“.


Diese Einheiten bestehen aus reaktionären christlichen Fundamentalisten. Sie hassen den Kommunismus und den Islam gleichermaßen.


So entstanden auf den Sulu-Inseln und in den südlichen Provinzen von Mindanao, wo die Bevölkerung überwiegend muslimisch ist, neben den sozialen auch religiöse Konflikte.


Das Ziel der Regierung ist dabei, den Widerstand zu spalten und Rückhalt bei der überwiegend katholischen Bevölkerung zu bekommen.


Den größten Teil des Terrors verbreiten nicht die Rebellen oder muslimische Fundamentalisten, sondern die vom Westen unterstützte Armee. Ein Farmer erzählt: „Die Soldaten verhafteten 12 Personen aus unserem Dorf, sogar eine Frau.


Sie brachten uns in ihr Hauptquartier. Dort banden sie uns die Hände auf den Rücken und wir mussten die ganze Nacht mit dem Gesicht nach unten liegen.


Am nächsten Morgen zwangen sie uns, durch Schlamm zu kriechen, wobei sie sich einen Spaß daraus machten, unsere Köpfe möglichst knapp mit Gewehrschüssen zu verfehlen.


Die Landbevölkerung fordert eine Landreform und sympathisiert mit den Rebellen. Allein in den frühen 80ern schlossen sich etwa 25.000 verarmte Landarbeiter der Guerillaorganisation Neue Volksarmee (NPA) an.


Die Asienkrise 1997 hat das Land schwer getroffen. Die Zahl der Unterbeschäftigten stieg 1998 auf 25 Prozent.


Die Staatsverschuldung erreichte über 45 Milliarden Dollar – über die Hälfte dessen, was auf den Philippinen 1998 an Wert produziert wurde.


Wegen der Schulden bei westlichen Regierungen und dem IWF, fehlte das Geld für die Malaria-Impfungen. Das Gesundheitsministerium schätzt, dass dadurch jährlich 30.000 Menschen zusätzlich sterben.


Offiziell sollen sich die US-Spezialisten, auch „Berater“ genannt, nicht direkt am Kampf beteiligen – zu unbeliebt sind die GIs bei der Bevölkerung.


Denn die Philippinen waren viele Jahre lang eine Kolonie der USA, die das Inselreich 1898 von Spanien gekauft hatten. Bis zur Unabhängigkeit 1946 ermordeten die Besatzungstruppen Tausende Unabhängigkeitskämpfer.


Selbst danach behielten die USA Militärstützpunkte auf den Inseln – verknüpft mit wirtschaftlichen Privilegien und dem formalen Recht zur militärischen Intervention.


Die USA unterstützten auch die Diktatur von Ferdinand Marcos 1972 bis 1986 – in dessen Gefängnissen 70.000 Oppositionelle saßen.


Erst vor zehn Jahren zogen die letzten US-Soldaten ab.


Jetzt sieht alles so aus, als würde Bush den „Krieg gegen den Terror“ nutzen, um wieder dauerhaft Truppen zu stationieren und damit die militärische Präsenz in Südostasien zu erhöhen. Die „Berater“ haben begonnen, zwei große „Übungsplätze“ auszubauen.

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