Südkorea – Brennende Barrikaden

Die Straßen von Seoul im November – Barrikaden brennen, wütende Arbeiter liefern sich Straßenschlachten mit der Polizei.Arbeiter von "Daewoo Motors" hatten mit Lastwagen aus dem Lagerbestand des Werkes Barrikaden gebaut, um die Räumung des Autowerkes durch die Polizei zu verhindern.

Die Betriebsleitung des Industriekonzern Deawoo-Motors hatte angekündigt, 3.000 Arbeiter zu entlassen. Mit einem Streik verteidigte die Gewerkschaft erfolgreich die Arbeitsplätze.


Daraufhin erklärte der Vorstand, das Werk sei nicht mehr rentabel und müsse geschlossen werden. Alle 19.000 Arbeiter wurden sofort entlassen.


Der Gipfel der Unverschämtheit war, dass die Bosse die Gewerkschaften mit ihrem Streik für die Schließung verantwortlich machten.



Gründe


Aber der Grund für die Schließung ist nicht die Gewerkschaft, nicht die Verteidigung von Arbeitsplätzen, Löhnen oder Sozialstandards. Der Grund liegt im Irrsinn des kapitalistischen Systems.


Egal wie viele Menschen Autos brauchen – wenn mehr produziert werden, als verkauft werden können, gibt es eine Krise, eine "Überproduktionskrise".


Weltweit wurden 1998 20 Millionen Autos mehr produziert, als verkauft werden konnten. Diese "Überproduktion" war schon die Ursache der Asienkrise 1997/98.


Was für Autos zutrifft, trifft auch für andere Bereiche zu.


Die südkoreanische Regierung arbeitet mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zusammen, um die "Überkapazitäten" abzubauen. Der IWF ist eine Institution der westlichen Industrienationen und hilft den westlichen Konzernen, lästige Konkurrenten vom Hals zu schaffen.


Die Regierung ist beim Westen hoch verschuldet und abhängig von IWF-Krediten. Sie hofft, den Standort Südkorea für den Weltmarkt fit machen zu können.


So ist die Werksschließung bei Deawoo nur ein weiterer Angriff auf die Existenzgrundlage südkoreanischer Arbeiter. Sie ist Teil eines Umstrukturierungsprogramms, das bis zum Ende dieses Jahres weitere 100.000 Arbeiter den Job kosten soll – insgesamt könnten mehr als 200.000 Jobs betroffen sein.



Solidarität


Deswegen sind auch die Proteste bei Deawoo kein Einzelfall. Am 19. November demonstrierten 20.000 Gewerkschafter in Seoul gegen die Regierungspläne.


"Widerstand gegen Umstrukturierungen, die nur Arbeiter töten" und "Kampf gegen den Ausverkauf von Staatsbetrieben" waren Slogans der Demonstranten. "Kampf! Solidarität!" stand auf selbstgemalten bunten Schildern.


Der Präsident der Gewerkschaft FKTU drohte: "Wir werden mit allen Mitteln kämpfen, solange bis die Regierung unsere Forderungen erfüllt und unsere Rechte und unser Leben schützt."


Eine der stärksten Waffen der Arbeiter ist die Stromversorgung. Die staatlichen Elektrizitätswerke sollen privatisiert und in kleine Einheiten zerschlagen werden. Viele würden dabei ihre Arbeit verlieren.


Ein Streik in diesen Werken würde die gesamte Industrie lahmlegen. Und die Bereitschaft zu streiken wäre durchaus vorhanden.


Kampf und Solidarität – so können die Jobs verteidigt und das Deawoo-Werk erhalten werden.


Die Arbeiter in Südkorea zeigen, dass man sich gegen die Herrschaft des Neoliberalismus, gegen den Wahnsinn eines globalen System, dem Profite wichtiger sind als Menschen, wehren kann.

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