Politik des Westens führt zu Terrorismus

Die Araberinnen und Araber gehören zu den Verlierern der Globalisierung. Sie werden seit Jahrzehnten von westlichen Konzernen und brutalen Diktatoren ausgebeutet.

Staaten wie Afghanistan oder Jemen gehören laut UN zu den „am wenigsten entwickelten Ländern“. In Pakistan entspricht das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen der Kaufkraft von 5 Dollar am Tag. Die Inflationsrate während der 90er Jahre war hier siebenmal höher als der Anstieg des Einkommens. Ein Fünftel der pakistanischen Bevölkerung leidet unter Hunger.


Die gesamte Entwicklungshilfe für die arabischen Staaten beträgt pro Kopf nur 18,3 Dollar jährlich. Diese Hilfe wird oft allein schon durch die Zinszahlungen an die Weltbank aufgebraucht.


Noch immer halten die USA Sanktionen gegen Lybien, Irak und Iran aufrecht. Die Embargos treffen vor allem die einfache Bevölkerung.


Doch die Schuld der Wirtschaftsmächte an der bitteren Armut im Nahen Osten liegt tiefer.


Die arabischen Länder besitzen die grössten bekannten Vorräte der wichtigsten Ware des Kapitalismus: Öl. Die westlichen Industrieländer fürchten ein Monopol der arabischen Länder auf das Schwarze Gold. Um das zu verhindern, sorgen sie seit Anfang des 20. Jahrhunderts dafür, dass die Ölvorkommen von eigenen Konzernen ausgebeutet werden.


Heute kommen 31 Prozent der globalen Fördermenge aus dem Nahen Osten. Aber nur sieben Prozent werden dort verarbeitet. Die größte Menge des billigen Rohöls wird von den Konzernen Exxon Mobil, Shell, BP Amoco oder Total Fina Elf über riesige Pipelines und mit Tankern zur Weiterverarbeitung in die USA und nach Europa geschafft.


Damit dies funktioniert, finanzieren die Industriestaaten brutale Diktaturen und Monarchien, die ihre Petro-Dollars in Militär und Polizei stecken, oder Eishockey-Stadien mitten in der Wüste bauen. Im Gegenzug erhalten die Konzerne Zugang zu den Ölquellen.


Gestützt wird diese Politik durch militärische Macht. Der zweitgrößte Empfänger von US-Militärhilfe ist Ägypten. In Saudi-Arabien, Bahrain, Katar, Oman und der Türkei gibt es us-amerikanische und britische Luftwaffen-Stützpunkte. Damit die Lieferung billigen Öls aus Kuwait nicht versiegt, ermordete 1991 ein Militärbündnis der großen Wirtschaftsmächte 300.000 Irakerinnen und Iraker. Die Sanktionen gegen den Irak kosteten bisher etwa 500.000 Kindern das Leben.


Aus diesen Gründen ziehen die Regierungen der Industriestaaten, allen voran die USA, den Hass der arabischen Welt auf sich. Sie verhängen Wirtschaftsembargos und werfen Bomben ab. Sie sind Schuld daran, dass tausende Menschen verhungern müssen, in einer Region, die jedes Jahr Öl für mehrere hundert Milliarden Mark fördert.


Der Widerstand gegen die Unterdrückung durch westliche Politik für Konzerne war nach dem Zweiten Weltkrieg besonders stark. Eine Welle nationaler Befreiungskämpfe brachte die Unabhängigkeit von den europäischen Kolonialmächten. Die Führer der Bewegungen haben jedoch schnell ihren Frieden mit den Großmächten gemacht und die Waffen gegen die eigene Bevölkerung gerichtet, um größere soziale Veränderungen zu verhindern.


Der Wendepunkt kam im September 1970, als jordanische Kräfte zehntausende Palästinenser massakrierten. Palästinensische Kämpfer gerieten zunehmend in die Isolation. Einige von ihnen orientierten sich in ihrer Verzweifelung an individuellen terroristischen Akten, um den Kampf weiterzuführen. Auch islamische Ideen wurden beliebter. Sie versprachen nach dem Niedergang der Massenbewegungen einen konsequenten Kampf gegen den US-Imperialismus.


Überall im Nahen Osten gibt es heute kleine Terroristengruppen, die genauso verbittert vom US-Imperialismus und den korrupten lokalen Regimes sind, wie die Bevölkerung.


Doch sie sind isoliert von den Massen, auch wenn sie passive Unterstützung der Bevölkerung erhalten.


Sie schleudern einen Teil der Brutalität dieses Weltsystems in einem vergeblichen Versuch, es zu bekämpfen, zurück. Die USA werden schreckliche Rache nehmen. Das wird weitere Terroranschläge provozieren. Es gibt nur einen Weg aus diesem Teufelskreis von staatlichem Terror und individuellem Gegenterror.


Er bedeutet, eine Bewegung aufzubauen, die eine Alternative zu dem Leiden der verarmten Massen anbietet. Die antikapitalistische Bewegung, die in den letzten zwei Jahren aus dem Boden geschossen ist, bietet eine hoffnungsvolle Perspektive. Sie brachte bisher Millionen Menschen gegen Konzernherrschaft und für eine gerechtere Welt auf die Strasse. Diese Bewegung kann die richtige Inspiration für alle Araberinnen und Araber sein, sich wieder massenhaft den westlichen Mächten und lokalen Herrschern entgegenzustellen.


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