Olympiade in Sydney: Rassistisches Erbe

Obwohl die australische Regierung die Läuferin Cathy Freeman als Vorzeige-Aborigine aufbaut und einen Bumerang als offizielles olympisches Symbol hat, kann sie den skandalösen Umgang mit der eingeborenen Bevölkerung nicht verbergen. Die Ureinwohner haben eine der schlechtesten Gesundheitsstatistiken aller indigenen Minderheiten weltweit. Die Lebenserwartung der Aborigines ist 18 bis 20 Jahre(!) niedriger, als die anderer Australier. Die Kindersterblichkeit liegt bei Aborigines drei Mal höher als bei Weißen.

Im australischen Parlament sitzt nur ein Quoten-Aborigine. Die Arbeitslosigkeit ist drei Mal größer als im landesweiten Durchschnitt. Jeder Zehnte Aborigine lebt in Wellblechhütten. Aborigines stellen nur 2% der Bevölkerung, jedoch 1/3 der Gefängnisinsassen! Ihre Todesrate in Haft ist die höchste weltweit.

„Sorry“

Der konservative Ministerpräsident Howard hat 1996 als erste Maßnahme seiner Amtszeit die staatliche Unterstützung für Aborigines um 656 Millionen Mark gekürzt. Er verweigert eine Entschuldigung für vergangene staatliche Mißhandlung der Aborigines, aus Angst vor Kompensationszahlungen. Mittlerweile ist das Wort „Sorry“ auf Hauswänden und Plakaten zur Parole gegen Howard geworden. Nachdem auch das Uno-Komitee für die Abschaffung der Rassendiskriminierung gegen den australischen Staat protestierte, reagierte dieser wie eine Diktatur. Nur bei „zwingendem Anlaß“, so Außenminister Downer, sollen Uno-Menschenrechtler einreisen dürfen!

Die Wurzeln dieses Rassismus gehen zurück auf die britische Kolonisierung des Kontinents. Vor Ankunft der ersten weißen Flotte 1788 lebten etwa 750.000 Aborigines in Australien. Der westliche Eigentumsbegriff war ihnen fremd. Sie wurden abgeschlachtet, abgedrängt in Reservate und erhielten erst 1967 die Bürgerrechte; da waren es noch etwa 110.000. Bis dahin galt das Volk mit seiner 60.000-jährigen Tradition als Teil der Fauna.

Gestohlene Generation

Wo immer Uran oder andere Bodenschätze gefunden wurden, mußten Aborigines weichen. Zwischen 1910 und 1970 wurde jedes zehnte Kind seiner Familie entrissen und weißen Gasteltern zur Adoption oder als Gratis-Haushaltskraft übereignet. Die „gestohlene Generation“ sollte zwangsweise assimiliert werden.

Klartext redet der australische Schriftsteller Peter Carey. Das Land sei „auf dem Areal eines Konzentrationslagers gegründet worden und auf einem versuchten Völkermord.“ Viele Australier sehen das genauso. Im Mai demonstrierten in Sydney 250.000 für eine Aussöhnung zwischen weißen und schwarzen Australiern.

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