Stimmen aus London

Ahmed Ben Bella, Anführer der algerischen Unabhängigkeitsbewegung in den 1950er Jahren und erster Präsident des freien Algerien: „Im Nahen Osten gibt es keine Demokratie in dem Sinne, wie wir sie verstehen: Eine Regierung, die handelt, wie es das Volk wünscht. Statt dessen werden Regimes eingesetzt und unterstützt, die Bushs Politik vertreten.“
Daniela Schröder, Attac Hamburg: „Ich bin zum ersten Mal auf einem Europäischen Sozialforum. Ich bin positiv überrascht von dem Austausch der Kulturen und dem Zusammenhalt. Ich freue mich über die Amerikaner, die hier sind und uns unterstützen. Das möbelt unser Amerika-Bild wieder auf. Die Organisation ist zwar etwas chaotisch, aber ich würde auf jeden Fall wieder mitfahren. Ich bin jetzt motivierter.“
Pepjin Brandon, Internationale Sozialisten, Niederlande: „In Holland entwickelt sich eine Streikbewegung wie seit den früher 1980ern nicht mehr. Niemand hatte erwartet, dass am 2. Oktober 300.000 Menschen zu der Kundgebung gegen Sozialabbau kommen. Zwei Wochen vorher gab es einen Streik der Hafenarbeiter, Lehrer, Krankenschwestern und anderer. Das hat den Leuten Mut gegeben, sich an der Kundgebung zu beteiligen. In den nächsten zwei Monaten sind Streiks im öffentlichen Dienst geplant.“
Susan George, Autorin und Aktivistin für globale Gerechtigkeit, Frankreich: „Ich bin eine überzeugte Europäerin, aber ich kann nicht für die vorgeschlagene Verfassung stimmen, die die Konkurrenz und den freien Markt als Herz der europäischen Identität festschreiben würde. Solche Verfassung schließt jeden Hinweis auf Solidarität und Zusammenarbeit aus. Sie verpflichtet uns dazu, uns der NATO unterzuordnen. Ihre Vorschriften wären für Jahrzehnte unumkehrbar.“
Roger Schaumberg, Sprecher des Leipziger Sozialforums: „Ich habe das Fronttransparent der Leipziger Montagsdemos nach London mitgebracht. Das Sozialforum steht dahinter. Ich bin hierher gefahren, weil ich Anregungen geben und mitnehmen will. Mich beeindruckt die Breite der Bewegung. Den Neoliberalismus kann niemand alleine wirksam bekämpfen. Hier auf dem ESF entwickelt sich so etwas wie ein ganzheitliches Denken. Das ESF kann den Neoliberalismus nicht stellvertretend bekämpfen, aber es hilft den Aktivisten mit Ideen, sich zu wehren.“
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