Interview: Bushs Alptraum wird jetzt wahr

Linksruck sprach mit dem US-amerikanischen Journalisten Alexander Cockburn über die wachsenden Probleme von US-Präsident Bush. Alexander gibt das politische Magazin Counterpunch heraus.

Hintergrund: Armut und Rassismus

Letztes Jahr mussten 34,6 Millionen US-Amerikaner in Armut leben. Das sind 1,7 Millionen mehr als 2001. Das ergab eine Studie der Regierung. In den USA lebt jeder achte Weiße in Armut, aber jeder vierte Schwarze.
Tatsächlich sind wahrscheinlich noch viel mehr US-Amerikaner arm, weil in der Studie die Definition von Armut seit den 60ern nicht mehr verändert wurde. Seit damals sind jedoch viele Preise deutlich gestiegen.
Zum ersten Mal seit 1991 sank das durchschnittliche Haushaltseinkommen. Dabei sank das Einkommen in Haushalten Schwarzer fast doppelt so tief, wie das in Haushalten Weißer.

Kann Bush die US-Amerikaner noch für seine Kriegspolitik begeistern?
Nur noch 50 Prozent der US-Amerikaner unterstützen Bushs Politik. Aber er war auch nie so beliebt, wie behauptet wurde. Von Anfang an haben viele Menschen an ihm gezweifelt. Wenige haben vergessen, dass er 2000 den Wahlsieg durch Betrug errungen hat. Erst nach den Angriffen auf das World Trade Center am 11. September haben sich viele Menschen um die US-Flagge gesammelt.

Warum wird Bush immer unbeliebter?
Alles, was Kriegsgegner gesagt haben, hat sich als wahr herausgestellt. Jede Behauptung der Kriegstreiber ist jedoch widerlegt.
Sie haben gesagt, dass der Krieg gegen den Irak den Krieg zwischen Israel und den Palästinensern beenden würde. Falsch. Sie haben gesagt, es wäre militärisch ein leichtes Spiel und die Besatzung würde einen stabilen Irak bringen. Falsch.
Der Wirtschaft geht es nicht gut. Und dann lesen wir jeden Tag von zwei oder drei getöteten US-Soldaten im Irak.

Was bedeutet das für Bush? Stellen sich die Angehörigen der Soldaten nicht gegen die Iraker?
Es ist ein Alptraum für ihn. Die Lokalzeitungen suchen die trauernden Familien und machen Fotos von ihnen. Wütende Eltern fragen: "War es das wert?"
Die Washington Post schrieb neulich, das Militär würde die Zahlen der Verwundeten gar nicht mehr veröffentlichen. Die Armee meldet nur noch, wenn Soldaten getötet werden.
Der Reporter hat entdeckt, dass wegen der besseren Behandlungsmöglichkeiten heute Verwundete ausgeflogen werden, die vor 20 Jahren gestorben wären. Diese Menschen haben schreckliche Wunden, aber darüber wird nicht berichtet.

Wie reagieren die Herrschenden auf die sinkende Unterstützung?
Die meisten Menschen erkennen, dass der US-Armee im Irak eine Katastrophe droht. Aber es scheint, als ob die Herrschenden die Letzten sind, die es mitbekommen.
Manche haben zwar schon vor dem Krieg gesagt, dass es viel schwieriger sei, den Irak zu besetzen, als die Leute denken. Es war aber die Politik der Regierung, lieber Geld in sehr teure Kriegstechnik zu stecken – was den Waffenherstellern Profite bringt – als in die Ausrüstung der einfachen Soldaten.
Jetzt fordern manche Journalisten: "Schickt noch mal 100.000 Soldaten", aber so viele Soldaten können nicht geschickt werden. Es gibt sogar Leute, die fordern, den alten Unterdrückungsapparat von Saddam Hussein wieder aufzubauen und dann Gegner der Besatzung mit Todesschwadronen zu ermorden.

Nächstes Jahr wird der US-Präsident gewählt. Setzen die Demokraten in der Opposition auf einen Antikriegs-Kurs?
Howard Dean, einer der Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, ist recht beliebt. Er war schlau genug, zu sagen, dass die USA die Genehmigung der UNO brauchen, um Krieg zu führen. Das ist alles, was Dean gesagt hat.
Im Frühjahr unterschied er sich noch weniger von Bush. Jeder Kandidat der Demokraten, der eine Chance auf die Nominierung nächstes Jahr hat, ist dafür, mehr Truppen in den Irak zu schicken und die UNO dauerhaft als Besatzungsmacht zu benutzen.

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