Die ver.di-Führung muß der Basis folgen

Am 19. Oktober geht es los: 1.000 Delegierte versammeln sich zum ersten ordentlichen Bundeskongress der größten Gewerkschaft der Welt – ver.di. Es gibt viel zu tun, denn bis jetzt fehlt eine klare Linie der Führung zum Sozialabbau von Rot-Grün.
"Wir müssen unser Profil schärfen und die Kraft zu eigenständigem Handeln entwickeln", meint der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Bsirske. Profil ist bisher tatsächlich nicht zu erkennen.
Direkt nach Kanzler Schröders Ankündigung der "Agenda 2010" im März riefen der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Gewerkschaft IG Metall und ver.di zu Gegendemos im Mai auf. Doch anstatt sie als Sprungbrett für einen lang angelegten Protest zu nutzen, erklärte Bsirske bald darauf die Proteste für beendet und wollte mit den rechten Politikern "Herrn Stoiber und Frau Merkel reden", um Rot-Grün zu stoppen.
Letztes Jahr hat ver.di 66.000 Mitglieder verloren. Jeder Austritt ist ein Verlust. Dieses Jahr waren es bis einschließlich August 70.000.
Die Zahl der Austritte liegt einerseits daran, dass die Bosse immer mehr Menschen entlassen. Andererseits sind aber viele Mitglieder von ver.di enttäuscht, weil die Gewerkschaft keinen wirksamen Protest gegen die "Agenda 2010" aufgebaut hat und damit ihre Aufgabe, den Lebensstandard zu verteidigen, nicht erfüllt hat.
So war es in Berlin. Dort hat ver.di im Kampf gegen die Berliner SPD/PDS-Landesregierung versagt. Die Gewerkschaftsführung ließ sich nach einer Reihe von Warnstreiks im April den Austritt des Landes aus dem Flächentarifvertrag gefallen.
Ver.di kann in diese Richtungen gehen. Oder den Protest aufbauen – wie viele Mitglieder und Untergliederungen. An der deutschlandweiten Demonstration gegen Sozialkahlschlag am 1. November in Berlin beteiligen sich inzwischen zwei ver.di-Landesverbände, acht ver.di-Bezirke, die ver.di-Jugend und die ver.di-Erwerbslosen.
Der Bundeskongress muss die Kollegen deutlich unterstützen, die schon für die Demo mobilisieren und Busse bestellen. Das wäre ein wichtiges Zeichen, dass ver.di auch in Zukunft keinen Sozialabbau mehr duldet – egal, ob er von der CDU oder Rot-Grün beschlossen wird.

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