Italien: Von Florenz beflügelt

Fiat-Arbeiter streiken für ihre Jobs. Dieser Kampf ist das jüngste Beispiel dafür, wie sich in Italien Arbeiterbewegung und antikapitalistische Bewegung gegenseitig stärken.Ende November hat die Gewerkschaft Fiom die Gespräche mit den Fiat-Bossen abgebrochen. Die Bosse bestehen darauf, mindestens 4.000 Menschen zu entlassen. Sie wollen die Arbeiter für die Krise zahlen lassen, in der die Firma steckt.Ursprünglich wollten die Bosse 8.100 von noch 35.000 Arbeitern über die Klinge springen lassen. Schon im Frühjahr hatten sie 2.400 Entlassungen beschlossen.

Einige Werke sollen ganz geschlossen werden. In Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit wie auf Sizilien ist Fiat oft der einzige Arbeitgeber.

Menschen in ganz Italien begannen gegen die Pläne des Konzerns zu kämpfen. Auf der eine Million Menschen starken Demonstration gegen den Krieg Anfang November in Florenz bildeten die Fiat-Arbeiter einen gefeierten Block.

Ugo vom Fiat-Werk Mirafiori in Turin sagte gegenüber Linksruck: „Wir wollen für den Frieden und für unsere Arbeit kämpfen. Fiat will an General Motors verkaufen. Die lassen dort arbeiten, wo die Kosten niedriger sind. So zerstört Fiat die Arbeit für viele Familien.“

Große Teile der Bevölkerung unterstützen die Streikenden. Giuseppe, Postarbeiter aus Bari, meinte: „Ich unterstütze den Protest der Fiat-Arbeiter. Fiat ist die beste Illustration der neuen Idee von Arbeit. Die Fiat-Arbeiter sind ein Symbol für alle Arbeiter auf der Welt. Wenn Profit das Einzige ist, was noch zählt, dann verlieren wir alle unsere Menschenwürde.“

Zwei Wochen nach dem Europäischen Sozialforum in Florenz demonstrierten 70.000 Menschen in Turin. Etliche hundert Arbeiter und andere Demonstranten lösten sich aus dem Demonstrationszug und blockierten für eine Stunde den Hauptbahnhof. Die Aktion hatten Gewerkschafter gemeinsam mit dem antikapitalistischen Netzwerk „No Global“ geplant.

In Venedig besetzten Streikende gemeinsam mit Unterstützern den Palazzo Grassi, in dem zur Zeit eine Ausstellung mit antiken ägyptischen Kunstwerken stattfindet. Das Gebäude gehört Fiat. Die Streikenden fordern, einen Teil der Gewinne aus der Ausstellung den Beschäftigten zu geben, deren Arbeitsplätze in Gefahr seien.

Am nächsten Tag kamen 300.000 Menschen in Rom zusammen, um gegen die Regierung Berlusconi und die Fiat-Bosse zu demonstrieren. In Bari waren es noch einmal 100.000.

Eine weitere Demonstration fand in der letzten Novemberwoche statt, bevor die Gewerkschaften die Gespräche aufgaben.

In diesem Jahr gab es in Italien schon zwei Generalstreiks gegen die Aushöhlung des Kündigungsschutzes, die Berlusconi plant. Millionen von Arbeitern beteiligen sich an dem Kampf gegen die neoliberale Politik der Regierung, unterstützt von vielen Demonstranten.

Die gemeinsamen Proteste gegen den G8-Gipfel in Genua im letzten Sommer waren für viele der ersten Hoffnungsschimmer nach dem Wahlerfolg des Konzernchefs Berlusconi. Seitdem haben die Menschen in Italien gelernt, dass sie gemeinsam stärker werden können.

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